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16. September 1971: Prinz und Arno riechen den Hasch schon von weitem

16.9.2021, 07:00 Uhr
16. September 1971: Prinz und Arno riechen den Hasch schon von weitem

© NN

Denn Prinz und Arno von der Zoll-Hundeschule in Neuendettelsau riechen den Stoff. Sie sind die ersten Schäferhunde in Süddeutschland, die auf den Geruch von Haschisch spezialisiert sind. In Nürnberg wurde gestern die Probe aufs Exempel gemacht. Später werden sie in München, Frankfurt und Stuttgart Dienst tun.

16. September 1971: Prinz und Arno riechen den Hasch schon von weitem

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Die Zollbeamten schmuggelten unter das Gepäck der planmäßigen Lufthansa-Maschine aus Frankfurt einen Koffer mit der Droge. Die Hunde mußten ihn herausfinden. Sie taten es auch mit viel Bellen, Winseln, Kratzen und Kofferbeißen. Wieweit es eine Rolle spielte, daß die Hundeführer das Gepäckstück kannten, mag dahingestellt bleiben.

Die Spürhunde sind eine Erfindung der Zollverwaltung. Der Einsatz begann Ende der 40er Jahre, als an den Westgrenzen der Kaffee-Schmuggel blühte. Damals erschnupperten die Tiere gebrannte und ungebrannte Bohnen und füllten damit die Kassen des Bundes. Sechs der vierbeinigen Zollbeamten sind in Süddeutschland an den Grenzen schon im Einsatz. Allerdings sind es keine Schäferhunde, sondern Cockerspaniels.

Weil sie klein und wendig sind, eignen sie sich besonders gut zum Durchsuchen von Personen- und Lastautos. Das Aufspüren von Haschisch kommt zudem ihrem Spieltrieb entgegen. Abgerichtete Spaniels riechen den Stoff selbst dann, wenn er in Plastik zusammen mit Parfüm verpackt und zudem mit Leukoplast umwickelt ist. In einschlägigen Schmugglerkreisen haben sich die Erfolge der kleinen Spaniels herumgesprochen. Bestimmte Grenzorte, an denen sie eingesetzt sind, werden von den Hasch-Händlern seit einiger Zeit gemieden.

Und wie bringt man einen Hund soweit, daß er Haschisch riecht? Der Chef der Hundeschule in Neuendettelsau, Zollrat Hans Gernandt, mag darüber nicht reden. Jedenfalls, so betont er ausdrücklich, werden die Tiere nicht süchtig gemacht, damit sie wild auf Hasch werden. Dieser Frage hat sich nämlich schon der Tierschutzverein angenommen; er konnte aber nichts Derartiges feststellen.

Die Fluggäste aus Frankfurt mußten gestern ein bißchen länger auf ihr Gepäck warten. Das machte ihnen aber nichts aus. Sie sahen vielmehr mit Begeisterung zu, wie die Schäferhunde an ihren Koffern schnüffelten. Und nur ein Flughafenarbeiter war etwas ungehalten und maulte: „Etz schau amol den Haufn Leit oo, und bloß wecha dene zwaa Hund.“

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