Spätkartoffeln groß wie Schusser

17. August 1971: Erhebliche Schäden wegen der wochenlangen Trockenperiode

17.8.2021, 07:00 Uhr
17. August 1971: Erhebliche Schäden wegen der wochenlangen Trockenperiode

© Hans Kammler

Nach der ungewöhnlich langen Trockenzeit wissen die Bauern im Knoblauchsland den Wert der vor einigen Jahren installierten Beregnungsanlagen besonders zu schätzen. Denn auf den Feldern, auf denen die Pflanzen allein auf den Regen angewiesen sind, gibt es erhebliche Ernteausfälle: verkrüppeltes Blaukraut und im Boden Spätkartoffeln, die bestenfalls so groß wie Schusser sind. Dagegen gedeihen Salat und Gemüse dort, wo die Regner tagtäglich Wasser versprühen. Das Kartoffelkraut, das um diese Zeit saftig und grün auf den Äckern stehen müßte, liegt vertrocknet am Boden. In der Farbe gleicht es den Rasenflächen in der Innenstadt.

„Es gibt Kollegen, die weniger Beregnungsfläche haben. Die jammern besonders arg“, erklärt Hans Link, einer der Wortführer in der Bauernschaft vor den Toren der Städte Nürnberg und Fürth. Aber auch ihm macht die Trockenheit zu schaffen, selbst wenn er den Ernteverlust von einigen tausend Mark verschmerzen könnte. Denn sie bedeutet eine Menge zusätzliche Arbeit, die nicht bezahlt wird. Wie Hans Link, der über einen Kilometer Rohre auf seinem Grund und Boden zu liegen hat, geht es vielen anderen Bauern: jeden Tag müssen die Leitungen an einen anderen Platz verlegt werden. Außerdem kostet das verbrauchte Wasser Geld, während die Preise für den Salat und das Gemüse gleichbleiben. Die Dürre hat außerdem dazu geführt, daß das Naß kontingentiert werden mußte. Nur noch zu bestimmten Stunden am Morgen und am Abend sollten die Landwirte eine genau festgelegte Zahl von Regnern betreiben. Im Augenblick während der Mittagshitze die Bewässerungsanlagen in Betrieb zu nehmen, wäre ohnehin unvernünftig, weil durch die Verdunstung auf dem heißen Boden zu viel Wasser verlorenginge.

Sorgen haben auch die Landwirte im fränkischen Umland. Bei ihnen wird allmählich das Viehfutter knapp. Andererseits aber war es ihnen wegen des trockenen Wetters (und der Mechanisierung) möglich, das Getreide in der Rekordzeit von knapp zwei Wochen in die Scheuer zu bringen. Denn normalerweise dauert die Getreideernte etwa vier Wochen. Allerdings wurden die in der „Hitze des Gefechtes“ prophezeiten großen Hektarerträge nicht oder nur ganz selten erreicht.

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