17. September 1968: Polizei hält dem Club die Daumen

17.9.2018, 07:00 Uhr
17. September 1968: Polizei hält dem Club die Daumen

© Ulrich

Das Punkteduell der beiden Meistermannschaften stellt die Polizei vor eine schwierige Aufgabe. Die Beamten sehen dem Treffen mit gemischten Gefühlen entgegen, denn die Invasion der Fußballanhänger kann den Verkehr gewaltig durcheinander bringen, Der Grund: die Polizei rechnet mit 20.000 Fahrzeugen, die zusätzlich zum Berufsverkehr verkraftet werden müssen.

Trotzdem ist die Einsatzleitung im Präsidium optimistisch. Sie vertraut auf ihre Erfahrungen bei solchen großen Spielen und auf die vier riesigen Parkplätze, die nahe beim Stadion liegen und alle gut zu erreichen sind.

17. September 1968: Polizei hält dem Club die Daumen

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"Wir können alle Autos unterbringen", versichert Oberinspektor Reinhold Lenker von der Verkehrsstreifengruppe. Neben dem Volksfestplatz, der rechtzeitig von den Schaustellerwagen geräumt worden ist, stehen die Landebahn, der Großparkplatz am Schlauch und das Gelände rund um die Steintribüne zur Verfügung. Außerdem finden noch zahlreiche Wagen in der Valznerweiher, Regensburger, Ingolstädter Straße, in der Schultheißallee und auf dem Parkraum beim Minigolfplatz an der Ecke Bayernstraße/Münchner Straße Platz. Wenn alle Stricke reißen, hat die Polizei das Panzergelände beim Schlauch und die Betonstraße hinter dem Bahnhof Märzfeld noch in Reserve.

Die Beamten haben alle Vorbereitungen getroffen, um dem Ansturm von Chrom und Lack Herr zu werden. Spätestens ab 15 Uhr werden etwa 150 Polizisten ausschwärmen, um auf den großen Kreuzungen den Verkehr in geordnete Bahnen zu lenken. Damit die Regensburger Straße entlastet wird, muß spätestens ab 17.30 Uhr die Bayernstraße gesperrt werden. "Damit bekommen wir stadtauswärts mehr Luft", hofft die Polizei. Sollte sich die Anfahrt über den Nachmittag verteilen, dürfte sie ohne Schwierigkeiten vor sich gehen.

Die Polizei ist überzeugt davon, daß jeder für seinen fahrbaren Untersatz eine freie Stelle finden kann. Schwieriger wird es nach dem Spiel. "Dann schwirren einige Hundert ratsuchende Zuschauer herum und suchen verzweifelt ihre Wagen", erinnern sich die Beamten von früheren Gelegenheiten her. Bis die Plätze besser gekennzeichnet sind, können sie den auswärtigen Besuchern nur den Rat geben: "Fremde sollen sich bei einem ortskundigen Nachbarn erkundigen, wo sie ihr Fahrzeug abgestellt haben. Das erspart uns oft eine stundenlange Suche."

Wer von den Fußballbegeisterten noch keine Eintrittskarte besitzt und trotzdem das Spiel (Anstoß: 19 Uhr) sehen möchte, braucht keine Angst zu haben. "Die Tageskasse wird geöffnet. Es gibt noch genug Sitz- und Stehplatzkarten", erklärte die Club-Geschäftsstelle. Die Leistungen des 1. FCN in den vergangenen Bundesligaspielen haben offenbar dazu geführt, daß das Interesse an der Begegnung merklich nachgelassen hat.

Aus diesem Grund dürfte das 62.000 Zuschauer fassende und mit Zusatztribünen ausgestattete Stadion nicht ausverkauft sein. Unter den Schlachtenbummlern werden sich etwa 7.000 Holländer befinden, die ihre Mannschaft bestimmt lautstark anfeuern werden. Die "Ajax"-Anhänger reisen mit sieben Chartermaschinen, einem Sonderzug und zahlreichen Omnibussen an.

Ob 50.000 oder 60.000 Zuschauer – der Stadt steht morgen ein großes Fußballfest mit all seinen Vor- und Nachteilen bevor. Mit den Clubfreunden hofft auch die Polizei auf einen Sieg des deutschen Meisters. Die Beamten nennen bereitwillig den Grund für ihre einseitige Haltung: "Wenn der 1. FCN verliert, sind die Kraftfahrer sauer und haben kein Verständnis für lange Autoschlangen."

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