19. Juli 1970: Großstadt bereit zur Zusammenarbeit

19.7.2020, 07:00 Uhr
19. Juli 1970: Großstadt bereit zur Zusammenarbeit

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Dr. Andreas Urschlechter und Fraktionsvorsitzender Willy Prölß bekräftigten gestern die Bereitschaft, als mittelfränkische SPD-Landtagsabgeordnete im Rathaus weilten. Dabei erfuhren die Parlamentarier die besonderen Nürnberger Anliegen für ihren Entwurf eines Entwicklungsprogramms.

Den von der Staatsregierung geborenen Entwurf für eine überörtliche Zusammenarbeit in Ballungszentren bezeichneten Gäste und Gastgeber als unzureichend. Den vorgesehenen Regionen werde nur eine Planungsfunktion ohne Einwirkungsmöglichkeit auf die Kommunen eingeräumt.

Die SPD dagegen will solche Probleme, die von einer Stadt allein nicht mehr gelöst werden können, in die Zuständigkeit eines Regionalparlaments verwiesen sehen. Oberbürgermeister Dr. Urschlechter möchte sogar eine vereinfachte Verwaltungsstruktur in Bayern: nur drei Regierungsbezirke, darunter Regionalparlamente und als Basis gut arbeitende Stadt- und Gemeinderäte.

Bei dem Rathaus-Treffen kam das Stadtoberhaupt abermals auf das Problem zu sprechen, wie die öffentlichen Nahverkehrsmittel eigentlich betrieben werden müßten, damit die Bürger ihre Autos gerne zu Hause stehen lassen. Null-Tarif heißt nach wie vor die Formel von Dr. Urschlechter.

Gespräch mit dem VÖV

„Ich strebe ihn an als Konkurrenz gegen den Kraftfahrzeugverkehr in den Städten. Denn wir können die größten Autobahnen bauen und werden dennoch nie die Aufgaben lösen, wenn auf 2,3 Einwohner ein Auto trifft“, erklärte er und fügte mit einem Seitenhieb hinzu: „Wir werden uns mit dem Verband öffentlicher Verkehrsbetriebe (VÖV) sehr deutlich über diese Fragen unterhalten, zumal es unsere eigene Organisation ist.“ Denn VÖV-Präsident Hans Tappert hatte Dr. Urschlechter wegen seiner Vorstellungen erst kürzlich in einem offenen Brief attackiert.

Zwei Stunden dauerte es, bis das Paket der mittelfränkischen SPD-Forderungen durchgesprochen war, angefangen von dem wichtigen Anliegen der nordbayerischen Metropole, die Ufer der künftigen Brombach- und Roth-Speicher als Naherholungsgebiet für ihre Bürger freizuhalten, bis zum Plan, ein „nordbayerisches Grünwald“ zur Sportförderung in der Nachbarschaft des Stadions zu errichten.

Übrigens: auch das Stadion und dessen Ausbau zur Fußball-Weltmeisterschaft 1974 spielte eine Rolle. Dr. Urschlechter nannte zwei Voraussetzungen, wenn die Stadt mitmachen soll. Die Ausbaukosten dürfen 20 Millionen DM nicht übersteigen und müssen zwischen Bund, Land und Gemeinde in gleiche Brocken aufgeteilt werden. „Mehr als ein Drittel zahlen wir nicht“: das war ein klares Wort des Oberbürgermeisters.

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