21. Februar 1967: Kritik am Umbauplan

21.2.2017, 07:00 Uhr
21. Februar 1967: Kritik am Umbauplan

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"Gegenüber dem jetzigen Zustand sehen wir keinen Gewinn für uns, denn nach wie vor rollt die Straßenbahn auf der linken Fahrspur", beschweren sich die motorisierten Nürnberger. Bei etwas mehr Sparsamkeit zu Lasten der Fußgänger hätte es möglich sein müssen, auch das Gleis in Richtung Plärrer ins eigene Bett zu legen.

Ihre Vertretung, der ADAC, geht sogar noch einen Schritt weiter. Er möchte die Straßenbahn überhaupt aus dem Abschnitt zwischen dem Ludwigstor und dem Königstor verbannt haben.

Weil die Schienen ohnehin erneuert werden müssen, hat die Stadt vor, in einem Aufwaschen gleich der Karolinenstraße mit dem neuralgischen Punkt an der Haltestelle Lorenzkirche ein neues Gesicht zu geben: eine verlängerte und mit dem südlichen Gehsteig vereinte Haltestelleninsel, ein Meter breiter Schutzstreifen für Passanten, Gleiskörper für die zum Hauptbahnhof fahrende Straßenbahn, eineinhalb Meter breiter Schutzstreifen, linke Fahrspur mit dem Schienenstrang zum Plärrer, rechte Fahrspur, Ladebucht und nördlicher Gehsteig.

"Das Wechseln ist zumutbar"

"Damit ist uns wenig gedient", erklären manche Autofahrer, deren kritisches Auge an den Schutzstreifen hängen bleibt. Dieser Platz könnte statt dessen dazu verwendet werden, auch das nördliche Gleis in einen gesonderten Bahnkörper zu verlegen, während für die Sicherheit der Fußgänger Kettenabsperrungen angebracht werden könnten. Ein Wechseln von der einen Straßenseite zur anderen nur an den vorgesehenen Übergängen am Heldengäßchen und am Hefnersplatz sei zumutbar.

Während also ein Teil der Kraftfahrer der Straßenbahn die Daseinsberechtigung in der Karolinen- und Königstraße zubilligt, verhehlt der ADAC seine Abneigung gegen das Massenverkehrsmittel nicht. "In anderen Städten wird die Straßenbahn aus der Innenstadt herausgenommen, bei uns hebt man sie noch aufs Podest", bemängelt Verkehrsreferent Georg Heusinger.

"Haltestellen nicht einfach abschaffen"

Seiner Meinung nach könnte die VAG die Innenstadt ebensogut vom Ring her bedienen. "Den Fahrgästen können die wenigen Minuten vom Hauptbahnhof, Opernhaus, von der Zeltnerstraße und vom Plärrer bis zum Geschäftszentrum in Kauf nehmen", meint Georg Heusinger, der außerdem in den beiden ampelbestückten Überwegen eher Hindernisse erblickt und die Ladebucht an der Nordseite – die Lieferanten müssen mit Kisten und Kasten die Fahrbahn überqueren – für eine unglückliche Lösung hält.

Von der rigorosen Verbannung der Straßenbahn möchten aber sowohl Dr. Heinrich Dillmann von der VAG als auch Oberbaudirektor Dr. Hans Krätschmer nichts wissen. "Die beiden Haltestellen Weißer Turm und Lorenzkirche mit ihrer großen Bedeutung kann man einfach nicht unter den Tisch fallen lassen. Wir sehen keine bessere Lösung, obwohl auch wir allen Grund hätten, einen eigenen Bahnkörper für beide Gleise zu wünschen", erwidert Dr. Dillmann.

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