23. Januar 1970: Die Ostgrenze bleibt

24.1.2020, 08:47 Uhr
23. Januar 1970: Die Ostgrenze bleibt

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Ministerialrat Raimund Eherle von der bayerischen Staatskanzlei legte gestern die Karten ziemlich offen auf den Tisch: Ein Vertrag über Gebietsveränderungen des Truppenübungsgeländes Tennenlohe ist noch nicht unterzeichnet. Dies erklärte der Beamte in einem Gespräch mit den "Nürnberger Nachrichten". In der Staatskanzlei ist gestern bereits ein Fernschreiben von Oberbürgermeister Dr. Andreas Urschlechter in dieser Angelegenheit eingegangen. Eine Antwort wurde auch schon verfaßt, über den Inhalt ist jedoch noch nichts bekannt. Inzwischen hat sich auch der Oberstadtdirektor von Erlangen, Dr. Otto, dafür ausgesprochen, daß die Nachbarstadt die Nürnberger Bestrebungen unterstützt, die übenden Truppen in unbewohntere Gebiete zu verlagern. In einem ähnlichen Sinn äußerte sich auch der Gemeinderat von Kalchreuth.

"Die Ostgrenze des Übungsgeländes wird nicht verändert", sagte gestern Ministerialrat Eberle. Somit sind die Besorgnisse der Bürger von Kalchreuth, das militärische Übungsgelände könnte ihnen noch näher auf den Pelz rücken, hinfällig geworden.

Anders sieht es im Norden von Nürnberg, in Buchenbühl aus. "Im Süden und Südosten soll ein schmaler Streifen mit einer durchschnittlichen Breite von 500 Metern dem Truppenübungsplatz zugeschlagen werden", gab der Ministerialrat bekannt. Das bedeutet aber immerhin eine Fläche von 408 Hektar, die vom Militär vereinnahmt wird. Nach Ministerialrat Eberle wird das Gründlachtal ausgespart. Der kürzeste Abstand zur Nordspitze von Buchenbühl soll dann 2500 Meter betragen.

Standort und Richtung der Schußbahnen wird nicht geändert, so daß die bisherigen Belästigungen durch den Lärm die gleichen bleiben werden. Die Kalchreuther müssen auch nach wie vor damit rechnen, daß Geschosse auf dem freien Feld zwischen der Ortschaft und der Waldgrenze einschlagen. Auch Spaziergänger in dieser Gegend werden weiterhin gelegentlich Deckung nehmen müssen.

Für das Naherholungsgebiet Sebalder Reichswald sieht der Ministerialbeamte aus München keine Gefahr. Er bezeichnete den 500-Meter-Streifen als unerheblich und meinte, daß die Bevölkerung noch genügend Platz zum Wandern hat. Daß die Verhandlungen derart geheim geführt werden, rechtfertigt der Ministerialrat mit der Tatsache, daß es sich bei dem Übungsgelände um ein militärisches Objekt handelt.

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