24. Juni 1969: Sicher über den Ring

24.6.2019, 07:00 Uhr
24. Juni 1969: Sicher über den Ring

© Kammler/Kögler

Vor allem sollen stählerne Leitplanken verhindern, daß die Prototypen durch irgendein Mißgeschick wie Raketen auf die Gegenfahrbahn geschleudert werden, dabei Zuschauer gefährden, oder – wie im letzten Jahr – an einer Brückenmauer zerschellen, denn: Der Unfall im April 1968 beim Tourenwagenrennen ist noch in aller Erinnerung. Der Münchner Bernd Stelzig war mit seinem Wagen ins Schleudern geraten und gegen ein Brückengeländer gefahren. Obwohl Strohballen die Stelle absicherten, war der Aufprall so stark, daß der Rennfahrer auf der Stelle starb.

Mit Stroh wird auch dieses Mal noch gearbeitet. Freilich, nur dort, wo nach menschlichem Ermessen die Ballen als Schutz ausreichen. 5.000 Stück waren gestern noch unterhalb der Steintribüne, im sogenannten goldenen Saal, gelagert, der Einsatzzentrale des MSC. Vier Männern bereitet der Aufbau viel Mühe und Schweiß: Eberhard Högner als technischem Leiter, Hugo Henke als Leiter des Fahrerlagers, Ernst Schilling als "Boß" der Fahrerboxen und vor allem Helmuth Schlosser, der für die Sicherheit der Straße verantwortlich zeichnet.

Helmuth Schlossers größter Wunsch: "Hoffentlich halten sich die Zuschauer an die Anordnungen. Die Sperrzonen sind wirklich gefährliche Stellen." Außerdem hofft er, daß die Amerikaner mit ihrem großen Löschgerät, das am Flughafen stationiert ist – Schlosser: "Es sieht wie eine Kanone aus", als zusätzlicher Schutz zum "Ring" kommen werden.

Das Aufgebot, das die Streckensicherung übernommen hat, kann sich sehen lassen. 60 Mann vom MSC, die durch 20 Telefone miteinander in Verbindung stehen, sind um den Rundkurs postiert. Die Berufsfeuerwehr hat zwar "Feuerwache", aber der Club stellt zusätzlich 50 große Trockenschaumlöschgeräte bereit, um auf Nummer Sicher zu gehen. Schließlich wurden 5.000 Meter Maschendraht und 1.000 Meter Leitplanken angeschafft.

Damit nicht genug: auch die Fahrer sollen durch Schlaglöcher und Bodenwellen nicht vom geraden Kurs abkommen. Der Motorsportclub selbst hat einen Teil des Ausbaus der Rennstrecke übernommen. "Wir mußten finanzielle Zusagen an die Stadt machen und die Leitplanken aus der Clubkasse finanzieren, weil wir kein Verein für Leibesübungen sind und deshalb keine Zuschüsse erhalten", bedauert der zweite MSC-Vorsitzende Hans Dietrich. Er gibt dabei zu bedenken, daß der Motorsport in Amerika weitaus die meisten Zuschauer anlockt und er in Deutschland hinter "König Fußball" an zweiter Stelle in der Publikumsgunst steht.

Aber so bitter für den Veranstalter der Vorschuß in klingender Münze ist, zumindest eins soll an den finanziellen Überlegungen nicht scheitern: die Sicherheit für Fahrer und Zuschauer.

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