25. November 1969: „Unser Nachbar DDR“

25.11.2019, 07:00 Uhr
25. November 1969: „Unser Nachbar DDR“

© Kammler

„Mit dieser Selbstdarstellung der DDR, unserem Nachbarn seit 20 Jahren, soll gewiß niemand zur Liebe oder auch nur zu einem Gesinnungswandel gezwungen werden. Wir zeigen diese Dokumentation auch nicht, um der DDR einen Dienst zu erweisen, sondern aus purem Eigennutz: es bleibt uns gar nichts anderes übrig, als das Schwarzweiß-Denken und die Verteufelung aufzugeben – wir müssen nun einmal mit diesem Nachbarn koexistieren und schiedlich-friedlich leben.“

So erläuterte Arno Behrisch vom Direktorium der „Deutschen Friedens-Union“ (DFU) den Zweck der Ausstellung „Unser Nachbar DDR – Bilanz aus 9.000 Tagen“. Sie wurde gestern im Messehaus eröffnet und kann diese Woche, bis zum 30. November, täglich von 9 bis 20 Uhr bei freiem Eintritt besichtigt werden.

Während der Ausstellung ist Gelegenheit zu Informationsgesprächen mit Gästen aus der DDR gegeben. Schuldirektoren und Hochschuldozenten von „drüben“ sprechen während dieser Woche in der Pädagogischen Hochschule, in den Humboldtsälen und im CVJM-Haus über wirtschaftliche, politische und Bildungsfragen der DDR.

Die Ausstellung wurde bisher in Stuttgart, Bremen, Dortmund, Offenbach, zuletzt in Mainz und Koblenz gezeigt, und hat dabei etwa 40.000 Besucher angezogen, vor allem jüngere Menschen. Es handelt sich – wie gesagt – um eine Selbstdarstellung der DDR zu ihrem 20jährigen Bestehen, von dem Ostberliner Bildungsinstitut „Oranje“ vermittelt. Die Schau zeigt auf einer Ausstellungsfläche von 650 Quadratmetern mehr als 600 Fotos, Bild-und Text-Tafeln über den Staatsaufbau und die Außenpolitik, die Wirtschaft, den Handel, das Handwerk und die Organisation der Landwirtschaft, über Familien- und Lebensstandard, das Bildungswesen, das kulturelle Leben, den Sport, über Wissenschaft und Technik in der DDR.

Die einzige Bedingung, die vom Direktorium der DFU gestellt worden war, wurde eingehalten: keine Polemik mit westdeutschen Verhältnissen. Im übrigen stellt die DDR ihr Licht gewiß nicht unter den Scheffel. Sie präsentiert sich in der Ausstellung als ein Industrie-Staat, der in Europa an der vierten Stelle, in der Welt immerhin an achter Stelle der Rangliste steht, im Ostblock unmittelbar nach der Sowjetunion sogar die zweitgrößte Industrie- und Handelsmacht darstellt. Nicht ohne Befriedigung wird auch auf das wachsende internationale Ansehen hingewiesen, das in der steigenden Zahl von Botschaften, Generalkonsulaten und Handelsvertretungen zum Ausdruck kommt.

Die geschickt zusammengestellte Schau gibt einen Überblick darüber, wie die DDR sich entwickelte, wie sie ihre Probleme in den verschiedenen Bereichen der Wirtschaft und Gesellschaft löst und wie sie ihre Zukunft zu gestalten gedenkt. Daß sie in der Bundesrepublik gezeigt werden kann, während der umgekehrte Fall heute noch nicht denkbar ist, stellt vielleicht auch einen kleinen Pluspunkt für die Bundesrepublik dar.

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