26. Januar 1971: Mehr Reisende im Nahverkehr

26.1.2021, 07:00 Uhr
26. Januar 1971: Mehr Reisende im Nahverkehr

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Zehn Prozent Zuwachs in den Sommermonaten, vier Prozent mehr im Winter: die Zahlen können sich sehen lassen, zumal im Einzugsbereich der nordbayerischen Metropole der Berufsverkehr am Morgen und am Abend ebenfalls leicht zugenommen hat und täglich 70 000 Pendler durch den Hauptbahnhof eilen. In anderen Bezirken mußten dagegen Verluste hingenommen werden.

Direktor Ernst Hotsch, für den Personenverkehr zuständiger Dezernent, glaubt auch ein Umdenken der Bevölkerung zwischen Erlangen und Altdorf, Hersbruck und Roßtal erkennen zu können, das regen Zuspruch bei der künftigen S-Bahn erhoffen läßt.

Leicht ist der Bundesbahn der Nürnberger Erfolg nicht gefallen. Abgesehen von der Werbung mit Anzeigen, großen und kleinen Plakaten und mit 290 000 Fahrplan-Prospekten (allein bei der jetzt zu Ende gegangenen Winteraktion) mußte sie ein breites Angebot von solchen Zügen liefern, die den ganzen Tag über rollen, obendrein in möglichst regelmäßigen Abständen.

Kapazität ausgeschöpft

Die Planer schöpften dafür die Kapazität aus, die die Bundesbahn wegen des Berufsverkehrs ohnehin besitzt. Triebwagen, Lokomotiven und Waggons, die vor und nach den Spitzenstunden stillstanden, wurden in Bewegung gesetzt, die Pausen des Personals wurden kürzer. Nach dieser Methode konnten für den Nürnberger Bereich 70 neue Züge zusammengestellt werden.

Freilich: wegen der dichten Zugfolge im fahrplangebundenen Großraum-Verkehr ergaben sich Störungen beim Gütertransport, der dahinter zurückstehen mußte. Diese Störungen werden erst aufhören, wenn bei einem späteren S-Bahn-Betrieb der Fern- und Nahverkehr auf getrennten Schienensträngen laufen.

Wichtig auch als Zubringer

Die Schwierigkeiten nimmt die Bundesbahn jedoch nicht nur wegen der besseren Bedienung der einheimischen Fahrgäste in Kauf. Bei ihren Überlegungen spielt auch der Schnellverkehr zwischen den deutschen Großstädten eine Rolle. „Was würde uns der schnellste E-Zug nützen, der in wenigen Stunden von Hamburg nach Nürnberg fährt, wenn der Reisende hier drei Stunden auf einen Anschluß nach Erlangen warten müßte“, erläutert Oberamtsrat Josef Gräsch, einer der Fahrplanspezialisten der Direktion, die Aufgabe des City-Nahverkehrs als Zubringer.

Trotz des Zuwachses aber, der ohne große Investitionen erreicht worden ist, sind die Verantwortlichen noch lange nicht zufrieden. „Wenn man abends am Bahnsteig steht und Züge von Roßtal oder Erlangen mit fünf Reisenden sieht, fragt man sich, ob solche Fahrten weitergeführt werden können“, sagen sie und wünschen sich noch mehr Zuspruch beim Publikum.

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