27. August 1970: Ausgekochten „Auto-Friseuren“ das Handwerk gelegt

27.8.2020, 07:00 Uhr
27. August 1970: Ausgekochten „Auto-Friseuren“ das Handwerk gelegt

© Ranke

Eine der Schlüsselfiguren ist von der Kripo schon zwei Tage lang festgehalten worden, bis der Haftrichter verfügte, den Mann wieder auf freien Fuß zu setzen. Jetzt beobachtet der 26jährige Kfz-Mechaniker und Gebrauchtwagenhändler Volkmar D. den Fortgang der Dinge aus sicherer Distanz – aus Griechenland, wohin er sich inzwischen abgesetzt hat.

Wie die Dinge aussehen, ist in den nächsten Tagen mit der Aufdeckung einer ganzen Serie ähnlicher Straftaten zu rechnen, in die bisher eine unbekannte Anzahl von Betrügern und Autodieben verwickelt sein dürfte. Verschiedene Tips aus der Halbwelt brachte die Kripo erstmals auf die Spur von Volkmar D., der in der Baderstraße eine Werkstatt unterhält. Eine Überprüfung der dort abgestellten Unfallfahrzeuge und in Reparatur befindlicher Wagen lieferte unmittelbar darauf den Beweis für die unsauberen Machenschaften des Inhabers.

Die „Frisier“-Arbeiten an einem silber-grauen, 18 000 DM teuren BMW 2500 waren in vollem Gange. Die Polizeibeamten rochen Lunte, als sie sahen, daß der Motorraum der Limousine grün gespritzt war. Der Erkennungsdienst wurde eingeschaltet, der schnell das Geheimnis lüftete.

Für das bloße Auge nicht sichtbar, hatten die Arbeiter von Volkmar D., der 55jährige Kfz-Handwerker Heinrich G. und der griechische Gastarbeiter Theoharis P. (als Tourist ohne Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigung in die BRD eingereist), das Blech mit der Fahrgestellnummer herausgeschweißt. An seine Stelle plazierten sie die Fabriknummer aus einem Unfallwagen gleichen Typs. Da bei dieser Marke jedoch Fahrgestell- und Motornummer gleich lauten, mußte man aus dem Unfallwagen gleich den Motor in den silbergrauen übernehmen. Der Wagen selbst war Mitte Juli in München gestohlen worden. Das fand die Kripo über das Landeskriminalamt heraus.

Schrottwagen für 2000 DM

Später sollte der grüne, vormals silbergraue Pkw, mit den Papieren des Unfallwagens für 12 000 DM verkauft werden. Den Schrottwagen hatte Volkmar D. für 2000 DM von einer Abschleppfirma erstanden, die das gleiche Fahrzeug dem Besitzer nach dem Unfall für 200 DM abgekauft hatte.

Volkmar D. hatte bereits den umfrisierten Kfz-Brief für den Wagen als Sicherheit für einen 5000-DM-Kredit bei einer privaten Finanzierungsfirma hinterlegt. Jetzt hat die Firma nur Anspruch auf den Motor aus dem Schrottwagen, auf den der Brief lautet.

Erneute Nachforschungen der Kripo brachten weitere Überraschungen: ein Schrottwagen wurde sichergestellt, bei dem die Fahrgestellnummer herausgeschweißt wurde, mit der wahrscheinlich ein anderer gestohlener Wagen gleichen Typs herumfährt, Ein ebenfalls in der Werkstatt vorgefundener Pkw-Motor läßt auf weitere ähnliche Machenschaften schließen.

Volkmar D. beteuerte bei seiner ersten Vernehmung, den gestohlenen silbergrauen Wagen von Unbekannten in der Engelhardsgasse für 1500 DM erstanden zu haben. Aber auf seinem Standplatz am Ludwigskanal wurde noch ein weiterer, noch nicht umfrisierter Wagen entdeckt, der ebenfalls gestohlen war. Volkmar D. schreckte in seinen Geschäftsmethoden auch davor nicht zurück, einem anderen Autoschieber bereits gestohlene Wagen nochmals zu entwenden und für seine Zwecke umzufrisieren.

Jetzt wartet die Polizei auf die Heimkehr von Volkmar D. aus Griechenland, nachdem der Haftrichter – ein wenig verspätet – doch noch Haftbefehl gegen ihn erlassen hat. Die Kripo setzt auf den Familiensinn ihres Klienten, dessen Braut in Nürnberg Nachwuchs erwartet.

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