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27. Juli 1971: Sommerschlager: Winterpelze

27.7.2021, 07:00 Uhr
27. Juli 1971: Sommerschlager: Winterpelze

© Ranke

Noch vor 8 Uhr machten sich die ersten auf die Beine, um den Sommerschlußverkauf 1971 gebührend zu empfangen. Gleich einer Armee setzten sie sich mit noch leeren Einkaufstaschen und mehr oder minder gefüllten Geldbeuteln Richtung Innenstadt in Marsch. Dort standen sie dann Schlange, bis die Kaufhäuser und Geschäfte öffneten: der Run begann.

Die Frauen – vereinzelt sogar auch Männer – stürzten sich ins Gewühl, um beispielsweise eines der 200 Frotteekleider zu fünf Mark oder einen Schirm für nur zwei Mark zu ergattern. Herrenanzüge gab es gar schon um 39 Mark, Oberhemden kosteten nur fünf Mark das Stück und das Paar Socken war für eine Mark zu haben.

Ihren zweiten Frühling erlebten Hot Pants, von denen sich die Geschäfte jetzt gerne zu trennen scheinen. Zahlte man für die „heißen Höschen“ vor kurzem noch mindestens 25 Mark, so versuchte man jetzt, sie schon um drei Mark an die Frau zu bringen. Auch der Romantik-Look bei Kleidern scheint passé. Blümchenbedruckt und bis auf den Boden wallend sind sie plötzlich nur noch 19 Mark wert.

Neben Schuhen, die wie in jedem Schlußverkauf mit beträchtlichem Nachlaß angeboten werden, gibt es jetzt „Sensationsangebote“ in Pelzen. Wer sich nicht von der Hitze beeindrucken läßt, der kann sich im Winter in einen Persianer für 498 Mark oder in einen Nerz für 998 Mark kuscheln.

Trotzdem ist man über den Sommerschlußverkauf geteilter Meinung: während bei Merkur und Karstadt der erste der „zwölf tollen Tage“ gut angelaufen ist, haben sich beim Kaufhof die Erwartungen noch nicht ganz erfüllt. Aber daran hat man sich gewöhnt: jedes Geschäft, jedes Kaufhaus, hat innerhalb der Schlußverkäufe seine eigene Saison. Bei dem einen ist der Start besonders gut, beim anderen klingelt es erst in der zweiten Woche in der Kasse.

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