Finanzdecke lässt sich nicht mehr strecken

28. Mai 1971: U-Bahn-Stammlinie I nur noch auf Strom

28.5.2021, 07:10 Uhr
28. Mai 1971: U-Bahn-Stammlinie I nur noch auf Strom

© Kammler

Der Grund: Geldknappheit. „Nach Lage der Dinge werden die U-Bahn-Züge nicht vor 1982 zur Nachbarstadt Fürth brausen“, musste Baudirektor Friedemann Müller (43) einräumen. Das Projekt, das 1967 mit dem von Bundesverkehrsminister Leber ausgelösten ersten Rammstoß gestartet worden ist, schlägt mit 448,7 Millionen DM Baukosten zu Buche. 41 Prozent (204,7 Millionen DM) davon gehen zu Lasten Nürnbergs. Dazu kommen noch 60 Millionen DM für die Triebwagenzüge des „Pegnitzpfeil“ und 30 Millionen für den Betriebshof. Der Bund beteiligt sich an den „zuschussfähigen Kosten“ - zu denen das rollende Material nicht gehört - mit 50 Prozent (183 Millionen DM), der Freistaat Bayern nur mit 16⅔ Prozent (61 Millionen DM). Die übrigen Bundesländer zahlen zwischen 25 und 40 Prozent der zuschussfähigen Kosten. „Da liegt der Hase begraben, der Zuschuß des Landes ist einfach zu gering“, moniert Müller.

Entscheidend sei aber, dass Nürnberg nach der mittelfristigen Finanzplanung den Gürtel enger schnallen muss und die Beträge von der Stadt nicht in der geplanten Weise ausgeworfen werden können. „Würde der Geldstrom schneller fließen, wäre der Termin 1978 zu halten“, lockt der U-Bahn-Chef. Doch er kann selbst nicht recht daran glauben, dass das Land höher einsteigen wird. Und von der Stadt ist auf keinen Fall mehr zu erhoffen.

Die Bahn wird fahren

Dennoch: die U-Bahn wird im Februar nächsten Jahres fahren, allerdings erst auf dem ersten Teilstück von der Trabantenstadt Langwasser 3,5 Kilometer stadteinwärts. Dieses Stück bereitete wenig Kopfzerbrechen, weil der größte Teil in offener Bauweise erstellt werden konnte. Jetzt ist vom zweiten Teil über sechs Kilometer durch die Altstadt bis zum PIärrer, von dem einst die erste deutsche Eisenbahn nach Fürth fuhr, das Baulos Hasenbuck (1,8 km) dran. Nach dem neuen Zeitplan wird der Plärrer Ende der siebziger Jahre erreicht werden.

Dann ist noch das Schlussstück bis zur Fürther Stadtgrenze fällig. Zwei Jahre sind dafür vorgesehen. Bis dahin dürfen die Fürther, die die U-Bahn zu sich hereinziehen wollen, soweit fertig sein, dass „ihre“ zwei Kilometer bis zur „Fürther Freiheit“ angehängt werden können. Müller meint, die Fürther wären besser beraten, wenn sie dieses Stück um 200 Meter weiter bis zum Bahnhof fortsetzen würden, um den Anschluss an den S-Bahn-Verkehr sicherzustellen.

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