29. Januar 1969: Kino kommt frei Auto

29.1.2019, 07:00 Uhr
29. Januar 1969: Kino kommt frei Auto

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Bereits im April soll die Super-Freilichtbühne nach amerikanischen Vorbild eröffnet werden. Bis zu 1.000 Autos finden dann in 14 Einstellreihen – im Halbrund angeordnet – einen günstigen „Logenplatz“.

Bauträger ist die Ufa-Theater AG, die zusammen mit einer Frankfurter Firmengruppe erstmals in Franken mit diesem modernen Typ der Filmunterhaltung der fortschreitenden Motorisierung Rechnung trägt. Das Autokino soll jedoch nicht mit den Theatern in der Innenstadt konkurrieren, denen weiterhin die Erstaufführungen vorbehalten sind. Auf der 600 Quadratmeter großen Leinwand unter freiem Himmel werden ausschließlich publikumswirksame Filme in Wiederaufführung gezeigt.

Seit etwa einem Jahr betätigt sich die Ufa-Gesellschaft auf dem Autokino-Gebiet. Die Nürnberger Anlage soll nach dem Vorbild des Kinos in Gravenbuch bei Frankfurt errichtet werden. Nach den Plänen einer Neu-Isenburger Baugesellschaft und unter der Leitung des Nürnberger Architekten Georg Gerhard wurde im Oktober mit dem Bau der Superanlage begonnen. Noch können die Passanten und Anwohner an der Marienbergstraße nicht erkennen, wie sich das neue Autokino ihnen im April präsentieren wird. Denn noch sind nur umfangreiche Erdaushebungen zu erkennen.

Besucher sollen nicht frieren

Auf diesem Gelände soll ein groß angelegter Parkplatz entstehen, eine Stahlbetonbildwand, ein Vorführhaus mit Kiosk in der Mitte des Platzes und ein Wirtschaftsgebäude mit öffentlichen WC-Anlagen am Rande. Die Einfahrtstraße soll mit den Kassen abgeschlossen werden.

Der Parkplatz besteht – vorläufig nur auf dem Plan – aus 14 im Abstand von elf Metern hintereinander angebrachten Rampen, die der guten Sicht wegen jeweils etwas angehoben sind. Das parkende Fahrzeug steht also mit den Vorderrädern etwas höher. Auf diesen Rampen wiederum befinden sich die Zapfsäulen, an denen je zwei Lautsprecher hängen. Während der kälteren Jahreszeit werden an die Säulen Heizlüfter angeschlossen, damit die Zuschauer in den Autos während der Vorführung nicht zu frieren brauchen.

Die Gebäude auf dieser Anlage sind eingeschossig; sie werden mit Flachdächern errichtet. Vom Restaurant aus können sich die Besucher bedienen lassen; die Getränke oder belegte Brote werden mit Service-Wagen zu den einzelnen Standplätzen der Autos gebracht.

Zwei Stunden völlige Stille

Genau 3,50 DM werden die Nürnberger bezahlen müssen, wenn sie sich einen Film vom eigenen Wagen aus ansehen wollen. Die Anfangszeit der Vorführung liegt das ganze Jahr hindurch zwischen 20.30 und 21 Uhr. Eine Stunde vor Beginn der Vorstellung sollten sich die Besucher jedoch vor der Eingangspforte einfinden. Lärmbelästigung müssen die Bewohner der Parkwohnanlage Marienberg, die einmal 3.000 Menschen beherbergen wird, lediglich bei der An- und Abfahrt der Autos befürchten. Während der zweistündigen Filmvorführung wird auf dem Gelände völlige Stille herrschen; denn die Lautsprecher werden ins Innere des Wagens geholt und dort erst in Betrieb gesetzt.

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