30. Mai 1967: Eine Kirche in Zeltform

30.5.2017, 07:00 Uhr
30. Mai 1967: Eine Kirche in Zeltform

© Kammler

Architekt Wilhelm Schlegtendahl beginnt den Bau der evangelischen Passionskirche – die als "Tochter" der Paul-Gerhardt-Gemeinde am Ende des Jahres von den Gläubigen benutzt werden soll – mit dem Aufrichten des Dachstuhls. So kann man gleichzeitig im nächsten Monat zugleich mit der Grundsteinlegung auch schon das Richtfest feiern.

Ein Modell der künftigen Anlage – zu der neben der Pfarrerswohnung (sie ist bereits fertig) und dem Gemeindehaus die Kirche sowie ein großer Kirchenhof gehören –, ist im letzten Gemeindebrief abgebildet. Es zeigt die eigenwillige Konstruktion des weiträumigen Komplexes: wie ein Zelt ist das Dach des Gotteshauses über die Anlage gestülpt. Eine einzige, ununterbrochene Mauer verbindet Pfarrerswohnung, Kirche, Vorhof und Gemeindehaus. Vier Betonsäulen, 32 Meter lang, werden pyramidenförmig zusammengefügt und bilden die Eckpfosten für das Dach, dessen Betonplatten später dazwischengehängt werden.

Der Innenraum erhält Licht durch das einen Meter hohe, umlaufende Glasband, das den schwebenden Eindruck des "Zeltes" noch verstärkt. Im Schiff und auf der Empore ist Platz für 350 Gottesdienstbesucher. Sie betreten die Kirche durch zwei Pforten in der Mauer, die längs des Dr. Linnert-Rings verläuft. Drei Tage lang dauert das Aufrichten und "Verschweißen" der vier Betonträger. Kurt Rühle vom Architekturbüro Schlegtendahl und Pfarrer Gottfried Lindenberg beobachteten gestern aufmerksam das Hochhieven der gewaltigen Kolosse. Ihr grauer Farbton bildet einen aparten Gegensatz zum freundlichen Rot der Backsteine, aus denen die nur ein Stockwerk hohe Außenmauer errichtet ist.

Ein schlichter, zierlicher Campanile steht als kleiner Vorreiter nahe der Straße. Seine offen im Glockenstuhl hängenden drei Glocken sollen die Mitglieder der Gemeinde zu kirchlichen Festen rufen – neben den sonntäglichen Gottesdiensten sind das im jungen Langwasser sicherlich vor allem Hochzeiten und Taufen.

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