31. August 1967: Verraten und verkauft

31.8.2017, 07:00 Uhr
31. August 1967: Verraten und verkauft

© Gerardi

Er erblickt den Verrat darin, daß andere EWG-Staaten ihrer Landwirtschaft nach wie vor einen Schutz geben, den die deutschen Bauern bei gleichen Möglichkeiten nicht bekommen.

31. August 1967: Verraten und verkauft

© Gerardi

„Wir fühlen uns verkauft, weil anonyme Kräfte den Preisübergang in der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft hemmungslos dazu ausnutzen, mit den Produkten unseres Bodens Geschäfte zu machen, bei denen der Bauer und der Verbraucher wirtschaftlich geschädigt werden“, meint Ermann und zog dabei die Städter auf seine Seite.

Mittelfrankens BBV-Präsident, Bundestagsabgeordneter Georg Ehnes, forderte daher die Solidarität aller, denn „wenn der Bauer am Preis verliert, gewinnt der Verbraucher nicht“.

Im Bierzelt auf der Festwiese erwiesen Abgeordnete des Bundes und des Landes aller Parteien dem Landvolk ihre Reverenz und hörten sich geduldig die Klagen der Bauern an. Ehnes schilderte in bewegten Worten die schwierige Lage seiner Kollegen, die in diesem Jahr drei Belastungsproben ausgesetzt sind: die Bundesregierung hat ihre Zuschüsse gekürzt, die EWG überraschte mit einer verkürzten Übergangszeit und mit einem „harten“ Getreidepreis.

„Es gibt keinen deutschen Bauern, der auf lange Sicht Subventionen will, aber er will für seine Produkte einen Preis, der den Produktionskosten entspricht“, versicherte der Präsident den Städtern, die gelegentlich rot sehen, wenn sie Grüner Plan hören. Er rechnete ihnen vor, daß die Landwirtschaft investieren muß, wenn die Wirtschaft angekurbelt werden soll, weil von dem gesamten landwirtschaftlichen Verkaufserlös von 27 Milliarden DM im Jahr bislang 17 Milliarden für Investitionen ausgegeben worden sind.

Das meiste Kopfzerbrechen aber bereitet den Bauern gegenwärtig der gemeinsame europäische Markt. Frankreich subventioniert den Getreidepreis seiner Landwirtschaft derart, daß dem deutschen Markt Gefahr droht; die Italiener sperren hin und wieder ihre Grenzen für deutsche Produkte. Ehnes forderte daher, daß im nächsten Jahr eine Revision des Getreidepreises in Brüssel durchgesetzt werden müsse und wettbewerbsverzerrende Maßnahmen abgebaut werden sollen. „Wenn es nicht anders geht, beziehen wir unsere Orangen lieber aus Marokko als von jenen, die ihre Grenzen für unsere Erzeugnisse sperren“, meinte der Bundestagsabgeordnete.

Verwandte Themen


Keine Kommentare