31. Dezember 1970: Nürnberger Silvester-Knall wird 700.000 Mark kosten

31.12.2020, 08:36 Uhr
31. Dezember 1970: Nürnberger Silvester-Knall wird 700.000 Mark kosten

© Fischer

Das Jahr 1971 wird in Nürnberg wieder mit einem lauten Knall begrüßt, denn die Nürnberger sind konservativ: in der Noris ist noch nicht der Trend zum Leuchteffekt festzustellen wie in anderen Städten der Bundesrepublik, namentlich in Nord- und Westdeutschland. Auf althergebrachte Weise sollen die bösen Geister der Noris durch Lärm verschreckt werden.

Der Inhaber eines großen Nürnberger Feuerwerklagers erklärt dazu: „Es ist richtig, daß sich vor rund sechs Jahren auch in Nürnberg eine gewisse Wandlung vollzog; der Verkauf von Raketen stieg merklich an. Aber mittlerweile ist das Verhältnis zwischen Knall- und Leuchtkörpern konstant geblieben. Es ist durchaus nicht so, daß beispielsweise der Verkauf von Knallfröschen zurückgegangen wäre.“

Die Verkaufszeiten sind vom Gesetzgeber beschränkt. Vom 1. bis 16. Dezember durften pyrotechnische Gegenstände der Klasse II nicht über den Ladentisch gehandelt werden. Da der 27. Dezember in diesem Jahr ein Sonntag war, setzte der große Run gewissermaßen erst im letzten Augenblick ein. Die Umsätze der Pyrotechnik stiegen ebenfalls mit den Ansprüchen des Publikums.

Die Pyrotechniker zu allen möglichen festlichen Nächten in viele Länder der Erde gerufen und vielfach ausgezeichnet – werden auch in der Silvesternacht keine Muße haben: Immer mehr Menschen lassen sich ihr Gala-Feuerwerk komplett anliefern und von Fachleuten in die Luft jagen.

Aber nur ein Teil der pyrotechnischen Produktion hat den heiteren Hintergrund des Silvesterabends, die zweite Hälfte dient ernsthaften Zwecken. In den Werkstätten werden auch Seenotartikel sowie Leucht- und Darstellungsmittel für deutsche Behörden produziert. Eines jedoch ist allen Artikeln gemeinsam: sie sind mit simplem Schwarzpulver gefüllt und werden in reiner Handarbeit gefertigt. Automatik hat – aus Sicherheitsgründen – in diesen uralten Beruf noch keinen Eingang gefunden. Die knallharten Sachen, die heute von den Nürnbergern in die Luft gejagt werden, wurden fast ausschließlich von zarten – weil weiblichen – Händen gefertigt.

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