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31. Juli 1971: Jetzt pumpt die Industrie Millionen in den Hafen

31.7.2021, 07:00 Uhr
31. Juli 1971: Jetzt pumpt die Industrie Millionen in den Hafen

© Contino

Damit wird neben der bisherigen staatlichen eine private Bautätigkeit enormen Umfanges beginnen. Man schätzt, daß bei ihrem ersten Anlaufen in den beiden nächsten Jahren soviel verbaut wird, wie die öffentliche Hand bisher investiert: das sind 100 Millionen Mark.

Es liegen schon fünf Baugesuche vor, die den Investitionswillen der Industrie deutlich machen. Allerdings: die ganz großen Brocken folgen erst später. Wenn das neue Stahlwerk am Hafen gebaut wird – der Vorvertrag dazu ist zwar unterzeichnet, aber die endgültige Entscheidung noch nicht gefallen –, werden an einer Stelle runde 500 Millionen Mark verbaut.

Für den Beginn der Privat-Initiativen schafft die Hafenverwaltung jetzt unter Hochdruck eine wichtige Voraussetzung: die Erschließung des gesamten Hafenbereiches durch ein Gleisnetz. Mit einem Aufwand von zehn Millionen Mark – darin ist auch ein Stellwerk enthalten – sollen bis zum Jahresende über 20 Kilometer Gleise und 65 Weichen verlegt sein. Im ersten Bauabschnitt ist auch ein Bahnhof mit sieben Gleisen vorgesehen.

Inzwischen werden in der Verwaltungsbaracke unmittelbar am Hafenbecken weitere wichtige Schritte vorbereitet: eine für Nürnberg neuentwickelte Krananlage und das künftige Verwaltungsgebäude stehen vor der Auftragserteilung.

Interessant vor allem ist die neuartige Krananlage: sie kann Lasten bis zu zehn Tonnen Gewicht aus dem Schiff heben und in einem Arbeitsgang bis in die hintersten Ecken der Lagerhallen transportieren. Eine zusätzliche Besonderheit liegt in der Dachkonstruktion: das auf Rollen gelagerte Dach läßt sich bis über die Kaimauer schieben, so daß wasserempfindliche Güter auch beim schwersten Wolkenbruch trocken gelöscht werden können. Der Kran ist nach den Wünschen der Nürnberger Hafenverwaltung von einem Würzburger Unternehmen konzipiert worden und soll 750.000 Mark kosten.

Als besonders gelungen gilt auch der Entwurf für das neue Verwaltungsgebäude. Er stammt vom Nürnberger Landbauamt und hat großes Lob vom Kunstbeirat der Stadt erhalten. Auch Hafendirektor Walter Lechner bezeichnet die Konzeption als sehr gut durchdacht.

Dem Plan nach entsteht für rund neun Millionen Mark ein viergeschossiger Verwaltungsbau, dem ein großer Werkstättentrakt und ein Wohnhaus für drei Kranführer zugeordnet sind. In dem Verwaltungsbau werden die staatliche Hafenbehörde, die Wasserschutzpolizei, die Bundesbahn, die Güterabfertigung und der Zoll untergebracht sein. Als Fertigstellungstermin gilt das Frühjahr 1973.

Inzwischen ist der Termin für die Übergabe des Nürnberger Hafens auf den 23. September 1973 festgesetzt worden. Lechner ist zwar verwundert darüber, daß dieser Zeitpunkt zwei Jahre im voraus so genau fixiert wird, glaubt aber zuversichtlich, die Arbeiten rechtzeitig abschließen zu können.

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