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5. August 1971: Erhitzte Gemüter bei kühlem Bier im Kirchweih-Festzelt

5.8.2021, 08:09 Uhr
5. August 1971: Erhitzte Gemüter bei kühlem Bier im Kirchweih-Festzelt

© Bauer

Trotz schäumender Maßkrüge war die Stimmung gereizt. Und als 1. Bürgermeister Peter Höffkes unter den Gästen auch den Landtagsabgeordneten Friedrich Weißkopf (CSU) begrüßte, entlud sich der aufgestaute Zorn gegen die geplante Gebietsreform in Rufen wie „Pfui“ und „Raus“.

Zuerst hatte Landrat Kurt Purucker den Fischbachern versichert, daß beim Anhörungsverfahren der Kreistag geschlossen hinter Fischbach und Schwaig stehen werde. Der Präsident des Bayerischen Gemeindetages, Dr. Peter Gröbner, äußerte die Befürchtung, daß die Eingemeindung so lebensfähige Gemeinden wie Fischbach zu toten Vorstädten verwandeln würde, um die sich keiner mehr kümmert. Man könne in Nürnberg nicht das gleiche zulassen, was man an München verurteile.

Der 1. Vorsitzende der Bürgeraktion Fischbach, Dr. Albrecht Freiherr von Scheurl, plädierte für die Selbständigkeit Fischbachs mit der Begründung: „Wir können unsere Gemeinde billiger, wirksamer und bürgernäher verwalten, als es der benachbarten Großstadt möglich ist.“

Dann trat 1. Bürgermeister Peter Höffkes ans Rednerpult. Er versuchte nach dem Sturm der Entrüstung gegen MdL Weißkopf die Wogen zu glätten. Er habe Verständnis für den Unmut der Fischbacher, sagte er, „aber wir brauchen die Überzeugungskraft von 26 CSU-Abgeordneten, daß sie hier Dinge tun, die wir nicht zulassen können. Sollen wir etwa zulassen, daß die Schuldenlasten der Stadt auf die hinzukommenden Gemeinden ausufern?“ Mit brillanter Rhetorik hatte der Bürgermeister die Zuhörer für sich eingenommen. Dies ging soweit, daß sie ihm, als er sich mit einem Schluck aus dem Bierkrug erfrischte, mit lauten Bravo-Rufen zujubelten.

Als der stellvertretende Vorsitzende der FDP, Wilhelm Latz, der Protestversammlung eine Resolution gegen die Eingemeindung vorlas, wurde sie mit erdrückender Mehrheit angenommen.

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