5. Dezember 1966: Kunden ließen Kassen klingeln

5.12.2016, 07:23 Uhr
5. Dezember 1966: Kunden ließen Kassen klingeln

© Ulrich

Gediegener Schmuck und dauerhafte Pelze waren besonders gefragt, weil viele Kunden in diesen Waren offensichtlich eine sichere Kapitalsanlage erblicken.

Die Schwerpunkte im Verkehr lagen um den Hauptbahnhof und den Hauptmarkt. Aber die "weißen Mäuse" der Polizei sahen sich nur zwischen 10.30 und 12.30 Uhr und nach dem Clubspiel vor ernstere Aufgaben gestellt. Die Zeiten scheinen endgültig vorbei, in denen sich Kunden mit prallgefüllten Brieftaschen auf alles stürzten, was nur teuer war. "Für gutes Geld wird heutzutage auch wieder gute Qualität verlangt. Der kritische Kunde des Jahres 1966 weiß genau zu beurteilen, ob der begehrte Artikel sein Geld wert ist", betonte der Inhaber eines Juweliergeschäftes.

5. Dezember 1966: Kunden ließen Kassen klingeln

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Was wird gekauft? Praktisch alles. Das Spielzeug aber steht an erster Stelle. Einfache Baukästen aus Holz wie Anno 1946 gehen genauso gut weg wie ferngesteuerte Modelleisenbahnen und Puppen, die laufen und "Mama" sagen. Die Auskünfte der Rauchwarengeschäfte lassen darauf schließen, daß am Heiligen Abend in vielen Familien kostbare Pelzhüte und Persianermäntel in der Preislage zwischen 3500 und 4000 DM unter dem Christbaum liegen werden.

Die meisten Juweliergeschäfte stellten am Abend fest, daß ihre Kunden es inzwischen gelernt haben, zwischen Schmuck und Similiwaren zu unterscheiden. Für hochkarätiges Gold und echte Steine waren die Kunden jederzeit bereit, einige Hunderter und noch mehr locker zu machen. "Guter Schmuck verliert halt nie seinen Wert", hieß es.

Der Christkindlesmarkt bewies seine alte Anziehungskraft. Der Zungenschlag von Ausländern und Auswärtigen verdrängte manchmal den Nürnberger Dialekt. Nach dem Mittagessen, bei dem die berühmten Nürnberger Bratwürste besonders gefragt waren, trennten sich die Wege vieler Ehepaare. Nutznießer dieser "Scheidung auf Zeit" war der "Club", denn auswärtige Fußball-Enthusiasten wollten sich einmal selbst davon überzeugen, was nun wirklich mit dem deutschen Rekordmeister los ist. Wenige Mühe hatte die Polizei, den Verkehr in geordnete Bahnen zu lenken.

Zwar mußte das Kartäusertor vorübergehend gesperrt werden, aber richtig "dick" ging es nur zwischen 17 und 18 Uhr her, als die Fahrzeugströme des bayerischen Fußballderbys "Club" – 1860 München mit den heimfahrenden auswärtigen Gästen aufeinanderprallten. Die Quintessenz: die Verkehrspolizei hatte einen überraschend ruhigen Samstag, die Geschäftsleute kamen doch zu ihrem Geld.

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