5. Dezember 1970: Tunnel am Hasenbuck angebohrt

5.12.2020, 07:00 Uhr
5. Dezember 1970: Tunnel am Hasenbuck angebohrt

© Kammler

Als weltliche Vertreterin der Schutzpatronin im Himmel zündete Helga Müller, die charmante Frau von Baudirektor Friedemann Müller (U-Bahn-Bauamt) die erste, freilich noch bescheidene Sprengladung: das Signal für das dritte große U-Bahn-Ereignis 1970 nach der Freigabe der Brücke in der Fürther Straße und der Aufnahme des Probebetriebs mit dem „Pegnitz-Pfeil“ in Langwasser.

Bauleiter Helmut Rucker hatte die Patin, deren Vornamen der Tunnel trägt, in ihre Rechte und Pflichten eingeweiht. Sie darf als einziges weibliches Wesen die unterirdische Baustelle betreten, muß die Berggeister besänftigen, damit kein Unheil geschieht, und sie darf selbstverständlich zuweilen den Arbeitern einen Umtrunk spendieren. Ihr Probestück lieferte Frau Müller gleich an Ort und Stelle. Sie verteilte Weinbrand in genügender Menge.

Bereits vorher waren die Ehrengäste und Zaungäste vor der tiefen Grube an der Ecke Ingolstädter/Nerzstraße von Baudirektor Müller über die technischen Einzelheiten des Tunnels informiert worden, der im Rohbau knapp 7,5 Millionen Mark kostet und im Dezember 1971 fertiggestellt sein soll.

300 Meter mit einer gleichbleibenden Breite von 8,20 Meter, trompetenförmige Erweiterungen im Bereich der beiden Bahnhöfe Hasenbuck und Frankenstraße, fast vier Prozent Gefälle in Richtung Innenstadt, bis zu 16 Meter unter der Erde: das ist der Steckbrief des Bauwerks, das teilweise in Blasen- und Burgsandstein-Schichten zu liegen kommt.

Beim bergmännischen Vortrieb müssen insgesamt 45 000 Kubikmeter Erde aus der Röhre und dem „Anfahrschacht“ ausgehoben, für die innere Schale 4.700 Kubikmeter Beton und 150 Tonnen Betonstahl und Baustahlgewebe eingebaut werden. Ein herzliches „Glückauf!“ für diese Arbeit wünschten Friedemann Müller und die Ehrengäste den Männern des Unternehmens, das den Auftrag ausführt.

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