5 Jahre Marinemuseum in Nürnberg: Nicht nur für Seemänner!

28.9.2020, 05:47 Uhr
5 Jahre Marinemuseum in Nürnberg: Nicht nur für Seemänner!

© Michael Matejka

Die Elbe, der Hafen und all die großen und kleinen Schiffe, die dort kreuzen — vom Frachter bis zum Kreuzfahrtschiff. Für Wolf Schönherr ist die schöne Hansestadt doch ganz nah. Es ist sein Geburtsort, den er aber im Alter von zehn Jahren verlassen musste, als die Familie berufsbedingt nach Nürnberg umzog. Doch diese Zeit reichte, um die große Leidenschaft für das Maritime in dem einst kleinen Jungen zu entfachen.

5 Jahre Marinemuseum in Nürnberg: Nicht nur für Seemänner!

© Foto: Michael Matejka

Somit verwundert es nicht wirklich, dass er später nach dem Medizinstudium erst einmal knapp eineinhalb Jahre als Schiffsarzt auf verschiedenen Schiffen praktizierte. Doch am Ende wollte er doch nicht ständig auf den Meeren, fernab von zu Hause sein. "Anfänglich hatte ich darüber schon nachgedacht, aber am Ende war ich doch schon zu sehr in Nürnberg verwurzelt", wie der zweifache Familienvater erzählt.

An diese Zeit auf See erinnert eine kleine Schwarz-Weiß Fotografie, die Schönherr als jungen Mann in Uniform an Deck zeigt. Heute praktiziert er längst als niedergelassener Augenarzt — und frönt weiter seiner großen Leidenschaft. Auch wenn er heute nicht mehr selbst tagelang im Keller sitzt und an möglichst original getreuen Modellen bastelt, die einen fränkischen oder zumindest bayerischen Bezug haben sollen. Den Bau übernimmt heute ein guter Freund aus Westfalen, der im Idealfall alte Werft-Pläne als Vorlage aufspürt, um die Auftragsarbeiten zu bauen. Bis zu einem halben Jahr kann die Feinarbeit in Anspruch nehmen. Schönherr ist längst vom Bastler zum Sammler geworden, der mehr als 30 Modelle sein Eigen nennt.

Zwölf davon zeigt er in seinem Bayerischen Marinemuseum, das er vor fünf Jahren eröffnete. Es ist nur eine kleine Schau, die der Besucher umsonst bewundern kann. Ein Nachbau eines Exemplares der Panzerkorvette "Bayern" etwa, die 1878 erbaut worden war, ist dort zu sehen oder der des großen Kreuzers "S.M.S. Von der Tann" aus dem Jahr 1910. Aber auch die "SMS Nürnberg", ein kleiner Kreuzer, der 1914 bei einem Seegefecht vor den Falkland-Inseln versenkt wurde. Seine Modelle wiegen bis zu 15 Kilo. Das längste, das er besitzt, ist 1,80 Meter lang, das kürzeste 96 Zentimer.

Inspirationen holte er sich in allen Marinemuseen, die für ihn erreichbaren waren, wie er sagt. Dabei sei Peter Tamm ein großes Vorbild für ihn gewesen. Auch wenn dessen Fundus seines Gleichen sucht: Das Internationale Maritime Museum Hamburg zeigt die Sammlung von Tamm aus Objekten zur Seeschifffahrt, deren Kern mehrere Zehntausend Schiffsmodelle bilden.

Wolf Schönherr ist unterdessen froh über die Möglichkeit, einen Teil seiner kleinen Sammlung ausstellen zu können. Dennoch würde er sich mehr Platz wünschen, um noch mehr davon und auch besser zeigen zu zeigen. Am liebsten im Heimatministerium. "Da würde ich auch den Keller nehmen", wie er sagt und dabei lacht. Sein Traum wäre, alle bayerischen Schiffe zeigen zu können, die seit der Kaiserzeit auf den Meeren unterwegs waren. Aber das braucht nicht nur Zeit, sondern eben auch die geeigneten Räume, wie er sagt.

Im kommenden Jahr soll nun erst einmal der fünfte Geburtstag des Museums nachgefeiert werden, der wegen der Corona-Pandemie in der geplanten Form nicht stattfinden konnte. Bis dahin kann man die Ausstellung umsonst besuchen.

"Bayerisches Marinemuseum zu Nürnberg" im "Ofenwerk", Klingenhofstr. 72, 90411 Nürnberg, www.ofenwerk.de, Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9 - 19 Uhr, Samstag 10 - 18 Uhr, Sonntag 10 - 17 Uhr.

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