7500 Teilnehmer bei Biker-Treffen auf dem Volksfestplatz

1.5.2021, 20:55 Uhr
Motorräder, soweit das Auge reicht: Tausende Biker trafen sich am Samstag auf dem Volksfestplatz, um gegen drohende Einschränkungen für Motorradfahrer zu protestieren.

© Claudia Urbasek Motorräder, soweit das Auge reicht: Tausende Biker trafen sich am Samstag auf dem Volksfestplatz, um gegen drohende Einschränkungen für Motorradfahrer zu protestieren.

Die ersten Biker waren schon morgens um 8 Uhr auf den Volkfestplatz gerollt. Am Ende waren es 7500 Motorräder, Trikes und Mopeds, die am 1. Mai gegen vom Bundesrat geforderte Einschränkungen demonstrierten. Dieser hatte genau vor einem Jahr einen Beschluss gefasst, in dem er in besonderen Konfliktfällen Geschwindigkeitsbeschränkungen und "zeitlich beschränkte Verkehrsverbote an Sonn- und Feiertagen aus Gründen des Lärmschutzes" verlangt.

Hochgekocht war der Konflikt, weil sich einige – von Bikern häufig frequentierte – Gemeinden gegen die Lärmbelästigung durch die Motorräder wehren wollten. Doch auch wenn die Bundesregierung bis dato eine Umsetzung des Bundesrats-Beschlusses ablehnt, fürchten die Biker das Schlimmste, vor allem, sollten die Grünen bei den Bundestagswahlen in die Regierungsverantwortung kommen. Sie gelten als Unterstützer der geforderten Einschränkungen.

Johannes Loesch, Anmelder der Demonstration, sieht darin eine massive Beschneidung der Freiheitsrechte. Man könne nicht pauschal allen Bikern zum Beispiel an Wochenenden das Fahren verbieten, bloß, weil es zu einem Verstoß kommen könnte. Einige Gemeinden hätten schon jetzt Geschwindigkeitsbeschränkungen verhängt – allerdings nur für Motorräder. "Und da fahrt ihr dann mit 30 oder 50 km/h", sagte er an die Demo-Teilnehmer gerichtet, "aber die Autos und Lkws fahren weiterhin 100". Es sei nur eine Frage der Zeit, bis es hier zu folgenschweren Unfällen komme. "Die Landstraße wird so zur Todesfalle." Andere südbayerische Ortschaften hätten es besser gemacht. Sie hätten digitale Tafeln aufgestellt, auf denen der Schriftzug "Sie sind zu laut!" aufleuchte. Die ersten Erfahrungen damit hätten schon gezeigt, dass die Fahrer daraufhin langsamer fuhren – ganz ohne Zwang.

Für potenzielle Bundestagsabgeordnete hatte er eine klare Botschaft: "Wenn ihr uns unsere Motorräder nehmt, nehmen wir euch eure Jobs!" Sollte es zu einem Wochenend-Fahrverbot kommen, "dann fahren wir eben in der Woche – ganz langsam, alle zusammen". Es gebe bundesweit 4,5 Millionen Biker, da ließe sich schon etwas bewegen.

7500 Teilnehmer bei Biker-Treffen auf dem Volksfestplatz

© Claudia Urbasek, NN

Dass im September Bundestagswahlen anstehen, war auch bei den anwesenden FDP-Abgeordneten des Bundestages, Britta Dassler und Nicole Bauer, nicht zu überhören. Beide sprachen sich gegen eine Beschränkung der Freiheitsrechte für Biker aus. Es sei grotesk, so Bauer, wenn Motorräder in Deutschland zwar gebaut, aber nicht zu jeder Zeit gefahren werden dürften. Und die Biker seien nicht nur eine Belästigung für Gemeinden, sondern auch ein Wirtschaftsfaktor für die Gastronomie und den Tourismus.


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Ein mögliches Wochenend-Fahrverbot oder eine Beschränkung wären für viele Biker ein Horrorszenario. Auch für Christine aus Rednitzhembach. "Ich bin jetzt 51 und habe erst kürzlich den Motorrad-Führerschein gemacht. Das war mein Traum. Und jetzt habe ich ihn und soll nicht mehr fahren dürfen? Für mich ist Motorradfahren ein Glücks- und Freiheitsgefühl." Wie Biker das denn machen sollen?, fragt ihre Freundin Margit aus Zirndorf. "Biker fahren am Wochenende, weil sie in der Woche arbeiten müssen." Die 48-Jährige fährt seit 25 Jahren Zweirad, gerne mit Kind und Kegel. Begründe man das Verbot von Wochenend-Ausflügen für die Biker mit Umweltschutz, dann müsse das Gleiche ebenfalls für Autofahrer gelten.

7500 Teilnehmer bei Biker-Treffen auf dem Volksfestplatz

© Claudia Urbasek, NN

Unverständnis über die geforderten Maßnahmen herrscht bei Tino aus Langenzenn und Thomas aus Nürnberg. Sie sind mit ihren "Blechrollern", zwei Oldtimer-Vespas, gekommen. "Wenn man den Bikern wegen des Lärms das Fahren verbietet, dann ziehen wir bitte auch alle Porsche-Fahrer aus dem Verkehr!", sagt Tino. "Man schert mit so einem Verbot alle über einen Kamm, anstatt Einzelne rauszuziehen, die sich nicht an die Regeln halten", sagt Thomas.