8. September 1969: Meeting mit viel Gesängen

8.9.2019, 13:47 Uhr
8. September 1969: Meeting mit viel Gesängen

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Die Redner – der ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete Arno Behrisch als Direktoriumsmitglied der DFU, Superintendent Werner Sanss und der stellvertretende DKP-Vorsitzende Werner Mies – gingen auch mit den Bonner Parteien ins Gericht. Sie wandten sich in erster Linie gegen die hohen Rüstungsausgaben und gegen die soziale Ungerechtigkeit. Stattdessen forderten sie zugunsten der Arbeitnehmer geänderte Besitzverhältnisse und die Anerkennung der DDR.

8. September 1969: Meeting mit viel Gesängen

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„Das Geld wird falsch für eine irrsinnige Rüstung ausgegeben“, rief unter Beifall Arno Behrisch, nach dessen Meinung eine Änderung nur dann zu erreichen ist, wenn die Massen in der SPD und in den Gewerkschaften mobilisiert werden können. „Um die Führungsspitze der SPD abzudrängen und um der Partei ein neues Gesicht zu geben, stellt sich die ADF als echte Alternative“, erklärte er.

Sie gedachten Ho-Tschi-Minh

Superintendent Werner Sanss ließ sich gerne den Vorwurf gefallen, zu den „Verzichtpolitikern“ zu gehören. „Wir wissen, daß die Anerkennung bestehender Verhältnisse den Frieden in Europa bedeutet. Wir treten für die Anerkennung der DDR ein, weil alles andere eine permanente Kriegserklärung darstellt. Und das ist im Herzen Europas sehr gefährlich“, rief der Geistliche. Als DKP-Vize Mies an das Mikrofon trat, erhoben sich die Menschen. Unter rhythmischen Ho-Tschi-Minh-Rufen gedachten sie des toten nordvietnamesischen Staatschefs.

Die Teilnahme der Deutschen Kommunistischen Partei an dem Wahlbündnis – beteiligt sind außerdem die Deutsche Friedensunion, der Bund der Deutschen, die Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend und andere Jugendverbände – sei ohne Eigennutz erfolgt, sondern als Beitrag zu einer demokratischen Gegenmacht zu den etablierten Parteien. Das ADF-Wahlmeeting stand jedoch nicht nur im Zeichen der Reden, in denen die Verbannung der CDU/CSU auf die Oppositionsbank gewünscht und den streikenden Arbeitern an der Ruhr die Solidarität versichert wurde.

Außer dem Protestsänger Perry Friedman bemühten sich die „Münchner Songgruppe“ und der Kabarettist Dietrich Kittner – einer der Wortführer bei den Aktionen gegen die Fahrpreiserhöhung bei den öffentlichen Verkehrsmitteln einiger deutscher Städte – mit Erfolg um Stimmung im Saal, in dem nach dem offiziellen Teil zum „teach-in“ gerufen wurde.

Wie bereits vorher Herbert Stiefvater – er kandidiert im Wahlkreis Nürnberg-Nord für den Bundestag – bei der Begrüßung, wandten sich die Sprecher insbesondere gegen die nächtliche NPD-Kundgebung auf dem Hauptmarkt mit der Forderung: „Die demokratische Öffentlichkeit muß sich dieser Provokation entgegenstellen!“ Die ADF und Ihre Anhänger werden sich am Arbeitsplatz um Protestentschließungen bemühen. 

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