9. Juni 1966: Altes Rathaus feiert

9.6.2016, 07:00 Uhr
9. Juni 1966: Altes Rathaus feiert

© Eißner

Baumeister Jakob Wolff der Jüngere begann am 10. Juni 1616 seinen imponierenden Rathaus-Trakt aufzurichten. Das Stadtarchiv hat zu diesem Jubiläum in seinen Räumen eine kleine Ausstellung vorbereitet, in der sich die Vorgeschichte und das Schicksal des Hauses widerspiegelt, in dem heute wieder das "Gehirn" der Stadtverwaltung sitzt.

Auf dem Platz gegenüber der Sebalduskirche standen zuvor Bürgerhäuser, die sich nordwärts an den großen Rathaussaal anschlossen. Im Lauf der Jahre waren sie vom Rat gekauft worden. Das letzte in der Reihe erwarb er im Frühjahr 1616 von Johannes Bosch um 9500 Gulden. Damit war der Weg für den Neubau frei, doch der 30jährige Krieg überschattete bald die Arbeiten. Dem Rat ging – auch damals gab es also schon finanzielle Sorgen – das Geld aus, so daß 1622 eigentlich nur ein Stück des Wollf'schen Baus eingeweiht wurde. Die ursprüngliche Pläne, die einen vierflügeligen Bau vorgesehen hatten, blieben in der Schublade

Im Zweiten Weltkrieg fiel auch das Wolff'sche Rathaus in Trümmer. Aber sein Wiederaufbau, bei dem erhalten gebliebene Stücke aus anderen Häusern verwendet wurden, gilt zu Recht als ein Musterbeispiel der in Nürnberg betriebenen Denkmalspflege. Heute präsentiert sich die langgestreckte Front aus der späten Renaissance im neuen Glanz. Die beiden Figuren über dem Hauptportal erinnern Oberbürgermeister und Bürgermeister an Weisheit und Gerechtigkeit, während über den Nebenportalen allegorische Gestalten von den vier Weltreichen – Babylon und Persien, dem Reich Alexanders des Großen und Rom – thronen.

An die Vergangenheit aber erinnern die Ausstellungsstücke, die Oberarchivrat Dr. Gerhard Hirschmann aus den Beständen des Stadtarchivs, der Stadtbibliothek, des Staatsarchivs und des Germanischen Nationalmuseums zusammengetragen hat: die zur Grundsteinlegung und zur Einweihung geprägten Medaillen, Baupläne, die Kaufurkunde des Johannes Bosch, ein Wachsbildnis mit den Ratsherren, die 1622 bei der Einweihung mit dabei waren, oder die Stücke aus dem 1958 geöffneten Grundstein, der eine Dose mit Münzen und Weinflaschen enthielt.

Außerdem liegt hinter Glas die Anstellungsurkunde für den Werkmeister Jakob Wolff dem Jüngeren, der ein schmales Jahresgehalt von 50 Gulden bezog, dafür aber jeden seiner Bauten extra honoriert bekam.

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