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9. September 1971: Münchner ärgern sich über Nürnberger Messegelände

9.9.2021, 07:00 Uhr
9. September 1971: Münchner ärgern sich über Nürnberger Messegelände

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Die schärfste Kritik kommt jetzt schon aus München. So sagt Dr. Werner Marzin, der Direktor der Münchner Messe- und Ausstellungsgesellschaft: "Eine Störung des gesamten Messemarktes ist möglich." Dr. Marzin meint damit, daß sich das Nürnberger Messegelände nur dann rentiert, wenn es gelingt, entweder andere Messen mit geschäftsverderbendem Preisdumping abzuwerben oder neue Messen zu gründen.

Fritz Drescher, Direktor der Messehallen GmbH in Nürnberg, weist diese Vorwürfe entschieden zurück: "Der Messemarkt wird durch die 12.000 Quadratmeter, die wir in Nürnberg nach dem Neubau mehr haben, auf keinen Fall gestört. Es ist auch eine Unterstellung, daß wir mit Dumpingpreisen arbeiten wollen. Wir selbst haben das meiste Interesse, daß sich das Geschäft rentiert."

Direktor Drescher schlug sodann auf seinen Münchner Kollegen zurück. Er bezeichnete ihn als den Mann, der versucht habe, die Internationale Spielwarenmesse von Nürnberg nach München abzuziehen. Er habe sogar Mittelsmänner ins Ausland geschickt, die Spielwaren-Produzenten zum Ausstellen nach München abwerben sollten.

Direktor Drescher bestreitet nicht, daß sich Ausstellungsflächen in der Bundesrepublik in den letzten Jahren und auch heuer erhöht haben. Einer Aufstellung der Hannover-Messe zufolge erweiterten ihre Brutto-Ausstellungsfläche: Berlin um 22.000 Quadratmeter, Essen um 7.000 Quadratmeter, Frankfurt um 17.000 Quadratmeter und München um 10.000 Quadratmeter. Düsseldorf, nunmehr ausgestattet mit neuem Gelände und neuen Hallen, weist 108.000 Quadratmeter gegenüber früher 134.000 auf.

Dazu Fritz Drescher: "Dagegen sind unsere 12.000 Quadratmeter, die wir nach dem Neubau mehr haben werden, geradezu bescheiden (insgesamt dann 72.000 qm). Am meisten ärgert es mich, wenn die Konkurrenz immer so tut, als hätten wir in Nürnberg noch nie ein Messegelände gehabt. Wir müssen auf jeden Fall mehr und besseren Platz bieten, wenn wir die Spielwarenmesse nicht verlieren wollen."

Natürlich bemüht. sich Nürnberg um weitere- Ausstellungen, die der Kapazität in Langwasser nicht nur zur Zeit der Spielwarenmesse gerecht werden. "Vor ein paar Jahren waren die Gespräche erfolgreicher gewesen als jetzt", klagt Direktor Drescher. Damals wußte man jedoch nicht, ob die neue Anlage wirklich gebaut wird. Dies heißt aber nicht, daß Fritz Drescher die Hoffnung aufgibt: "Wenn die erste Spielwarenmesse in Langwasser gelaufen ist, kommen bestimmt neue Interessenten." Sicher ist, das wird auch in Nürnberg zugegeben: der Konkurrenzkampf ist härter geworden.

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