90 Minuten mit dem Baumpfleger Guido Haubert

27.3.2010, 00:00 Uhr
90 Minuten mit dem Baumpfleger Guido Haubert

© Sippel

Hand- und Motorsäge, greift, legt er seinen Klettergurt, einen Helm mit Gesichts- und Gehörschutz sowie Handschuhe an. Am Gurt sind verschiedene Seile zur Sicherung befestigt, sowie ein Arbeitsseil, mit dem er abgeschnittene Äste sicher zu Boden befördern kann.

Die ersten Meter überwindet der 42-Jährige, der vor fünf Jahren seine Firma »Die Baumpflege» gegründet hat, per Leiter. Sein Helfer reicht ihm die in einer Plastikscheide sicher verstaute Handsäge. Die Kettensäge bleibt diesmal am Boden – der Baum ist so filigran, dass Guido Haubert auf Handarbeit setzt. »Mit der Handsäge werden die Schnitte sauberer, das kann der Baum sehr gut verarbeiten», erklärt Haubert.

Bei Baumriesen, etwa alten Eichen, muss er in der Krone mit der Motorsäge arbeiten, denn die zu entfernenden Äste sind oft arm- oder beindick. »Bis etwa fünf Zentimeter Durchmesser kann man gut mit der Handsäge arbeiten», sagt Haubert. Bei solchen Kolossen reicht dann auch meist die Leiter nicht aus: Der Baumpfleger schießt seine Aufstiegshilfe mit einer Schleuder in den Baum. Ein dünnes Seil, an dem ein Sandsäckchen befestigt ist, legt sich um einen Ast. Daran zieht Guido Haubert dann sein Kletterseil hinauf in die Krone.

Mit sicheren und geschickten Bewegungen arbeitet sich der drahtige Baumkletterer nun Ast für Ast in Richtung Krone vor. Der Baum schwankt bei jeder Bewegung. Trotz seiner Erfahrung sichert sich Haubert, der erst durch die Baumpflege zur Kletterei kam, immer mit Seilen. »Wenn man aus dieser Höhe stürzt, kann man sich schwer verletzen», warnt er aus gut fünf Metern Höhe vor den Gefahren. Laien rät er dringend ab, selbst im Geäst herumzuturnen. »Und wenn man oben ist, sollte man auch wissen, was man da tut», fügt er hinzu. »Mit jedem Schnitt verändert man die Struktur des Baumes», so Haubert. Unsachgemäßes Sägen könne den Baum verunstalten. Im schlimmsten Fall trage der Baum so schwere Schäden davon, dass er absterben könne. Neben der richtigen Schnitttechnik weiß Haubert auch um die Eigenarten der Baumarten: Eine Birke würde er im März nicht stutzen: »Der Saftdruck ist jetzt zu hoch», sagt er und berichtet, dass die Bäume dann regelrecht bluten.

Um die Rinde bei der Arbeit nicht zu verletzen nimmt Guido Haubert einen Cambiumschoner von seinem Klettergurt ab. In der Krone baut er sich aus dem armlangen Band mit zwei Metallringen einen Anker. Daran befestigt er nun sein Sicherungsseil. »Mit dem Seil würde ich Reibung erzeugen und das Cambium verletzen», sagt er und erklärt, dass in den äußeren Schichten die lebensnotwendigen Versorgungsbahnen des Baumes verlaufen.

Vorsichtig balanciert der Baumpfleger nun auf einem Ast vom Stamm weg nach außen. Mit der scharfen Säge kappt er abgestorbene und störende Äste und lässt sie kontrolliert zu Boden fallen. »Bei der Arbeit muss man voll konzentriert sein», sagt Haubert. Das sei aber auch das, was ihm an seiner Tätigkeit gefällt: »Viele schauen auf die Uhr und denken ,ach, erst drei‘. Bei mir ist es genau umgekehrt.» Stunden die im Nu vergehen, ein Arbeitsplatz unter freiem Himmel und täglich neue Herausforderungen reizen den Nürnberger an seinem Beruf. Neben Reduzierungen, fällt und pflanzt er Bäume und Sträucher, bekämpft Eichenprozessionsspinner, weist aber auch wucherndes Fassadengrün – etwa Efeu – in die Schranken. »Ich sehe jeden Tag das Ergebnis meiner Arbeit, das macht wirklich Freude», sagt Guido Haubert.

In den vergangen Jahren, bedauert er, habe der Baum an Stellenwert bei Grundstücksbesitzern verloren. »Ein schöner Baum gestaltet ein Grundstück und wertet es auf», meint er. Allerdings müsse der grüne Schmuck auch gepflegt werden – und das koste eben etwas. Allerdings ist es nicht so, dass ein Baum jedes Jahr aufwendige Pflege benötige. Die Linde, die Haubert heute bearbeitet, ist über 30 Jahre alt und hat das erste Mal Besuch vom »Baumfriseur». Nach einem guten halben Tag hat er alle toten und störenden Äste beseitigt – und die Linge steht immer noch hochgewachsen und elegant vor dem Haus.

www.diebaumpflege.de

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