Abbiege-Assistent: Nürnbergs städtische Laster aufgerüstet

11.9.2019, 17:19 Uhr
Wo ein solches weißes Fahrrad, auch Ghostbike genannt, steht, starb ein Radfahrer. Oft werden sie von abbiegenden Lastkraftwagen übersehen. Solche Unfälle können durch Abbiegeassistenten verhindert werden.

© Foto: Peter Roggenthin Wo ein solches weißes Fahrrad, auch Ghostbike genannt, steht, starb ein Radfahrer. Oft werden sie von abbiegenden Lastkraftwagen übersehen. Solche Unfälle können durch Abbiegeassistenten verhindert werden.

Marco Daume, Technischer Werkleiter bei Sör, berichtete, dass nach einem Pilotversuch mit den Fahrzeugen des Stadtentwässerungs- (SUN) und des Abfallwirtschaftsbetriebs (ASN) inzwischen auch die von Sör nach und nach mit Abbiege-Assistenten ausgestattet werden. Die Nachrüstung kostet jeweils zirka 2000 Euro. Ausgenommen sind ältere Lkw, die vor der Ausmusterung stehen. Bei Neubeschaffungen von Fahrzeugen achte man darauf, dass solche Systeme vorhanden seien.

Hintergrund sind schwere Unfälle, weil Fußgänger oder Radfahrer von abbiegenden Lkw-Fahrern nicht gesehen werden. Das neue Sicherheitssystem aktiviert den Abbiege-Assistenten laut Daume nicht nur bei Setzung des Blinkers, sondern bei entsprechender Lenkradbewegung. Bis Mitte 2020 soll die Flotte von Sör, SUN und ASN umgerüstet sein, Daume sprach von 200 Fahrzeugen.

"Eine Fraktion erster und eine zweiter Klasse"

Die Stadt gehe mit „gutem Beispiel voran“, lobte SPD-Stadtrat Lorenz Gradl. Immerhin sei die Gesetzeslage so, dass die Sicherheitssysteme EU-weit wohl erst im Jahr 2024 vorgeschrieben werden können. „Der Gesetzgeber ist viel zu langsam“, monierte Gradl. Verärgert zeigte sich der stellvertretende CSU-Fraktionsvorsitzende Kilian Sendner (CSU), weil ein Antrag der Konservativen zum selben Thema in der Sör-Sitzung nicht mitbehandelt wurde.

Es gebe anscheinend "eine Fraktion erster Klasse und eine Fraktion zweiter Klasse", schimpfte Sendner. Gegen diesen Vorwurf verwahrte sich Bürgermeister und Sör-Chef Christian Vogel, räumte aber ein, dass eine Befassung mit beiden Anträgen freilich sinnvoll gewesen wäre. Allerdings sei jener der CSU bei Sör nicht auf dem Schreibtisch gelandet, versicherten Vogel und Daume. Vogel mutmaßte, dass der CSU-Antrag, der auch die freie Wirtschaft thematisierte (z.B. Speditionen) und somit inhaltlich weitgehender war, seitens des Bürgermeisteramtes einem anderen Fachausschuss des Stadtrats zugeteilt wurde, etwa dem Verkehrsausschuss.

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