Abheben auf Bestellung

2.7.2013, 00:00 Uhr
Abheben auf  Bestellung

© Stefan Hippel

Es sind keineswegs nur Firmenbosse oder andere Akteure aus dem „big business“, Stars aus dem Showgeschäft oder vermögende Privatleute, die sich den Luxus eines „Düsentaxis“ leisten. Unter Umständen lohnt sich ein Tripp mit einer auf Bestellung gebuchten Maschine schon beispielsweise für eine Verhandlungsdelegation oder ein Ingenieurteam.

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„Ein Direktflug spart Zeit, zumal die Kunden auch die Abflugzeit für Hin- und Rückflug festlegen können, zumindest soweit vom Flugbetrieb her möglich“, erläutert Fly-Alpha-Geschäftsführer Marcus Kaiser. „Dazu kommt die Flexibilität, wenn es zu Verzögerungen kommt.“ Weiterer Vorteil: Sie können auch auf kleineren Flugplätzen starten und landen – was die Reisezeit weiter verkürzen hilft. Europaweit können die Nürnberger ihre Kunden direkt an rund 2500 Orten von Bord gehen lassen.

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Rechnet man obendrein noch ersparte Aufwendungen für Übernachtungen hinzu, muss ein Flugdienst unterm Strich nicht sehr viel teurer sein als eine Reise mit dem Linienflieger, jedenfalls bei kurzfristiger Buchung. Ein „Business Charter“ für acht Personen wird beispielsweise bei Entfernungen wie nach Mailand zu Tarifen ab rund 5500 € angeboten. Erreichbar sind allerdings „nur“ Ziele in Europa. Das Unternehmen verfügt derzeit über eine Düsen- und zwei Propellermaschinen mit sechs bis acht Plätzen.


Zu den besonders häufig gefragten Zielen gehöre allerdings Berlin, berichtet Kaiser – was sich angesichts der zahlreichen Linienflug- und auch Zugverbindungen etwas kurios ausnimmt. „Schlank“ ist das Unternehmen auch auf dem Personalsektor: Die Flugaufträge übernehmen reihum zwölf Piloten, davon sind aber nur zwei fest angestellt, die übrigen sind Freiberufler. Vier Mitarbeiter kümmern sich um Organisation, Planung, Disposition und andere Verwaltungsaufgaben.
Die Hauptrolle spielt Kaiser, der den Flugdienst auch gegründet und aufgebaut hat – und selbst ein passionierter Flieger ist. „Die Begeisterung hat sich bei mir schon früh entwickelt, zum Beispiel, als ich Flugvorführungen miterleben konnte“, erzählt der gebürtige Nürnberger. Nach seinem Abitur am Bertolt-Brecht-Gymnasium hat er Maschinenbau an der Ohm-Hochschule studiert – und parallel dazu eine Ausbildung zum Berufspiloten und Fluglehrer absolviert.
Draufgesattelt hat er inzwischen Zusatzqualifikationen, etwa um Neulinge auf Maschinen bestimmten Typs einzuweisen sowie als Prüfer, Strahlenschutzbeauftragter und Safety Manager. Und wenn er mal nicht am Steuerknüppel sitzt, schreibt er vielleicht gerade wieder ein Gutachten oder ein Handbuch.

In seiner heutigen Form besteht das Unternehmen seit vergangenem Jahr – jede Zulassung ist freilich an ein aufwendiges Verfahren geknüpft. Erstmals mit einer eigenen Fluggesellschaft war Kaiser allerdings bereits 2004 an den Start gegangen. Damals hatte er die Alpha Exec Flugbetriebs GmbH gegründet. Im Jahr 2011 verkaufte er sie an den Nürnberger Unternehmer Rudolf Wöhrl, der damit kurzfristig zwei Airbusse einsetzen und unter dem neuen Namen Flynext in die Luft steigen lassen konnte. Zum klassischen Geschäftsreiseverkehr kommen noch Sonderaufgaben, wie der Transport eiliger Kleinfracht und Ambulanzflüge. Peinlich einzuhalten sind die Wartungsintervalle; so werden die Triebwerke der „King Air“ nach jeweils 3600 Flugstunden eingehend unter die Lupe genommen – was in der Augsburger Werft mit satten 250000 € zu Buche schlägt.

 

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