Abschied aus Nürnberg: Tiger Samur verlässt den Nürnberger Tiergarten

5.11.2020, 15:57 Uhr
Tiger Samuel zieht nach Sachsen-Anhalt.

© NNZ, Ralf Rödel Tiger Samuel zieht nach Sachsen-Anhalt.

Sibirische Tiger gehören zu den stark gefährdeten Arten, daher bemüht sich das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP) um eine stabile Population in den Zoos. Es betreut derzeit 256 Großkatzen in europäischen Tierparks. Im Jahr 2014 wurde der weltweite Bestand in der Natur auf nur 3159 Exemplare in elf Staaten geschätzt.

Genetisch sehr wertvoll

Das Nürnberger Tigerpaar Samur und Katinka gehört zu den europaweit genetisch wertvollsten Tieren. Die beiden haben vor fünf Jahren in Nürnberg Zwillinge bekommen. Doch wenn Sibirische Tiger so selten und Samur ein derart bedeutendes Zuchttier ist, warum hat man ihn dann sterilisiert?

"Aufgrund sehr guter Zuchterfolge von Samurs Eltern, seinen Geschwistern und einem seiner in Nürnberg geborenen Söhne, sind seine Gene in der europäischen Zoo-Population mittlerweile sehr gut vertreten", teilt der Tiergarten mit. Daher habe das EEP einen Zuchtstopp für Samur ausgesprochen.

Aufregung um Löwen Subali

Für das Raubtier hat man einen Platz im Zoo Stendal gefunden, wo es mit einer Großkatze zusammenlebt, aber nicht mehr für Nachwuchs sorgt. Wegen seines Nürnberger Gehege-Nachbarn, des Asiatischen Löwen Subali, gab es gerade erst Aufregung, weil bei diesem der erhoffte Nachwuchs ausbleibt und er bislang nichts für das EEP bringt.

Subali soll auf seine Zeugungsfähigkeit getestet werden und für den Fall seiner Unfruchtbarkeit in einem anderen Zoo unterkommen. Falls jedoch kein geeigneter Platz gefunden wird, hatte die Tiergarten-Leitung auch eine Tötung der Großkatze in Erwägung gezogen. Dies hatte für empörte Proteste - auch bei Zoobesuchern - gesorgt. Allerdings besteht kein Zeitdruck: Bis man sich endgültig entscheiden müsse, würden noch anderthalb Jahre vergehen, hatte Tiergarten-Direktor Dag Encke mitgeteilt.

Vor dem Aussterben bewahren

Das Europäische Erhaltungszuchtprogramm hat das Ziel, Tierarten vor dem Aussterben zu bewahren. Die EEPs sollen mindestens 90 Prozent der genetischen Vielfalt für die kommenden 200 Jahre erhalten und die Gene gleichmäßig über die Population verteilen. Denn Erbmaterial geht verloren, da immer nur der halbe Chromosomensatz an die nächste Generation weitergegeben wird.

Es kann aber auch wie bei Tiger Samur dazu kommen, dass ein genetisch sehr wichtiges Tier nach erfolgreicher Fortpflanzung für das EEP-Ziel nicht mehr notwendig ist, erklärt der Tiergarten. Bei Tigerin Katinka ist die Gen-Weitergabe offenbar noch nicht abgeschlossen: Ein Artgenosse soll in Kürze nach Nürnberg kommen, mit dem man dann weiterzüchten will.

EEP für Schabrakentapire und Seekühe

Der Nürnberger Tiergarten beteiligt sich an 30 EEPs. Der Zoo am Schmausenbuck hat die Koordination der EEPs für Schabrakentapire und Seekühe. Seine Aufgabe als Zuchtbuch-Halter ist es, den europaweiten Bestand im Auge zu behalten, genetische Linien zu verfolgen und herauszufinden, welches Individuum zu welchem anderen Artgenossen passt und sie zusammen zu bringen.

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