Abschied von der alten PI West: Lenau-Wache wird verkauft

26.8.2014, 16:20 Uhr
Blick von der Hofseite auf die Lenau-Wache.

© Stefan Hippel Blick von der Hofseite auf die Lenau-Wache.

Die Räume sind kahl, ein paar Vorhänge und einzelne Bilder hängen noch, die Heizung ist unlängst aufgefroren: Das alte Wachgebäude an der Lenaustraße strahlt morbiden Charme aus. 49 Jahre und elf Monate diente es der staatlichen Ordnungsmacht als Domizil. Zunächst der Nürnberger Stadtpolizei, nach deren Verstaatlichung der Landespolizei.

Als „Großraumwache“ ging der eilig hochgezogene Neubau in Eberhardshof am 22. Juli 1957 offiziell in Dienst. Vom damaligen Lebensgefühl zeugt bis heute das Treppenhaus mit seinem schlichten metallenen Handlauf und der bunten Bleiverglasung zum Innenhof hin. Für die städtischen Polizisten war der Umzug in das neue „Großraumrevier 3“ ein Gewinn. Bis dato hatten sie notdürftig auf dem Gelände der Verkehrsbetriebe an der Reutersbrunnenstraße gehaust.

Stockbetten für die Nachtbereitschaft

Der rund 300 000 Mark teure Neubau bot nun jede Menge Platz – sogar für ein Nachtlager mit Stockbetten, das im ersten Obergeschoss für die Bereitschaft eingerichtet war. Nur das Beheizen mit Koks blieb mühsam, erst 1967 stellte die Stadt die Wache auf Öl um.

Doch die Aufgaben nahmen zu, der Personalbestand wuchs – nur die „Großraumwache“ nicht. Das Obergeschoss wurde in Büroflächen umgewandelt, dennoch mussten die Beamten immer enger zusammenrücken. Im Erdgeschoss „stritten“ sich zuletzt bis zu 35 Polizisten/innen pro Schicht um vier PC-Arbeitsplätze, um Vernehmungszimmer und Ruheräume. Gleich nebenan, in den kargen Ausnüchterungszellen, randalierten Betrunkene. Und auf den Fluren wuchsen die Diensttaschen-Kolonnen.

Vor sieben Jahren war damit Schluss, die rund 180 Beamten zogen an die Wallensteinstraße um. Auf dem Tillygelände hatte der Freistaat neue, moderne Räume für die Inspektion West – die zweitgrößte Inspektion Bayerns mit einem 54 Quadratkilometer umfassenden Wachbereich – errichtet. Am 16. Juni 2007 sperrte Inspektions-Leiter Alfred Kühnl die Türen der maroden Lenau-Wache zu. „Mit Wehmut“ in Gedanken an „all die schönen Berufsjahre“, wie der damals 56 Jahre alte Polizeidirektor bekannte. Vor allem jungen Beamten habe die Lenau-Wache „eine Art dienstliche Heimat“ geboten.

Öffentliche Ausschreibung

Der Altbau aber blieb der Polizei noch erhalten. Für die umfassende Sanierung des Polizeipräsidiums am Jakobsplatz wollte der Freistaat Auslagerungsflächen in der Hinterhand halten. Auch das ist inzwischen Geschichte. Zwar ist die Präsidiums- Sanierung noch längst nicht abgeschlossen. Doch am nordwestlichen Ende des Tilly-Areals hat der Freistaat 2010 ein Gelände mit zwei alten Kasernen-Gebäuden erworben, auf dem seit geraumer Zeit die Bagger rollen. Eines der Häuser ist so gut erhalten, dass es entkernt und generalsaniert werden kann. Hier sollen zwei Dienststellen der Nürnberger Kripo einziehen. Und hier könnten auch Büros des Polizeipräsidiums unterkommen, falls sie sanierungsbedingt ausgelagert werden müssen.

Also stößt der Freistaat die abbruchreife Lenau-Wache nun ab. Die öffentliche Ausschreibung wurde seit Monaten vorbereitet. Wer den Zuschlag bekommen wird? Was auf dem 2160 Quadratmeter großen Grundstück dann passiert? Das hängt vom Baurecht ab. Denkbar wäre ein Gewerberiegel entlang der Maximilianstraße, in dessen Lärmschutz- Schatten dichte, hochwertige Wohnbebauung gedeiht. Man wird sehen.

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