ADAC: Smartphone ist größter Ablenker am Steuer

12.7.2017, 18:44 Uhr
ADAC: Smartphone ist größter Ablenker am Steuer

© Günter Distler

Die Aktion "Hallo Auto" leistet seit mittlerweile 20 Jahren wertvolle Dienste. Lebensrettende bisweilen, auch wenn dies nicht mit Zahlen zu belegen ist. Vom Kindergarten bis zur Oberstufe werden Kinder und Jugendliche auf den Straßenverkehr vorbereitet. Allein im vergangenen Jahr hat der Automobilclub nach eigenen Angaben damit 25.000 junge Menschen erreicht. Das Sicherheitsprogramm richtet sich an Kinder der 5. und 6. Jahrgangsstufe und wird seit 1997 an nordbayerischen Schulen angeboten.

Das Programm beginnt beim richtigen Verhalten an der Ampel, geht weiter zu den ersten Schritten auf dem Zebrastreifen und reicht bis zur Alkohol- und Drogenprävention. "Unser Programm ist nicht in Stein gemeißelt", sagt Hebert Behlert, Vorsitzender des ADAC Nordbayern. In 20 Jahren habe sich viel verändert. Positiv und negativ. Einerseits wurden Autos etwa durch Frühwarnsysteme zum einen sicherer für andere Verkehrsteilnehmer, auf der anderen Seite aber spielt die Ablenkung sowohl für Autofahrer als auch für Fußgänger eine immense Rolle. Das Smartphone trägt hier wesentlich dazu bei.

Dies bestätigt auch Walter Hauenstein, Schulleiter des Dürer-Gymnasiums. Dort fand die Jubiläumsveranstaltung mit Vertretern des Stadtrates und der Polizei statt. "Wenn man allein sieht, wie Schüler gedankenverloren mit Blick auf das Smartphone die Treppen heruntergehen, kann man froh sein, dass noch nichts passiert ist", sagt er.

Bremsweg gibt Rätsel auf

Die Frage am Pausenhof ist seit vielen Jahren immer die gleiche — und doch hat sie nichts von ihrer Faszination und zugleich abschreckenden Wirkung verloren. "An welchem Punkt wird das Auto zum Stehen kommen?" Erwachsene und Kinder sollen sich gleichermaßen daran versuchen, in dem sie die Hütchen dorthin setzen, wo sie den Punkt vermuten. Um es vorweg zu nehmen: Das Urteilsvermögen der Erwachsenen ist hier nicht wesentlich besser als das der Kinder.

Auch die Stadträte, die zum Jubiläum gekommen sind, versuchen die Pylonen möglichst exakt zu setzen. Nasser Ahmed (SPD), Britta Walthelm (Grünen) und Marcus König (CSU) laufen an der Linie entlang, setzen eine Markierung, nehmen sie wieder weg und positionieren sie anderswo. Nasser Ahmed schaut sich ein Hütchen in weiterer Entfernung an: "Nee, das Auto braucht doch nicht so lange wie ein ICE", sagt er dann.

Erstaunte Gesichter

Immer wieder gibt es erstaunte Gesichter, wenn das Auto quietschend zum Stillstand gekommen ist. "Krass", zischt einer der Jungs aus der fünften Klasse, nachdem der weiße Opel an den ersten drei Pylonen deutlich vorbeigeschlittert ist.

Und plötzlich ist aus der abstrakten Formel "Reaktionsweg + Bremsweg = Anhalteweg" ein Bild geworden. Eine Szene. Und im besten Fall eine, die sich lange Zeit ins Gedächtnis brennt. Fast jeder muss einen Moment darüber nachdenken, dass er auch an dieser Stelle hätte stehen können.

Beim letzten Thema genügen die blanken Zahlen. Sie richten sich in erster Linie an die Autofahrer selbst. "Wer bei Tempo 30 auch nur drei Sekunden auf sein Smartphone schaut, legt 25 Meter im Blindflug zurück", rechnet Polizeidirektor Werner Meier vor.

"Tschüss Auto", heißt es, als der weiße Kleinwagen, der für viel Nachdenken gesorgt hat, den Pausenhof wieder verlässt. Bald schon werden ihn die nächsten Schüler begrüßen: "Hallo Auto!"

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