AfD-Parteitag in Nürnberg: Landesverband wittert Morgenluft

5.10.2015, 05:58 Uhr
AfD-Parteitag in Nürnberg: Landesverband wittert Morgenluft

© André Ammer

Laut einer Umfrage des Forsa-Instituts liegt die Alternative für Deutschland  im Freistaat bei sechs Prozent. So präsentiert sich die Partei bei ihrem Landesparteitag in Nürnberg wieder recht selbstbewusst und macht mit simplen Botschaften Stimmung.

Vor drei Monaten hatte das noch ganz anders ausgesehen: Nach der Wahl der als nationalkonservativ eingestuften Frauke Petry zur neuen Parteichefin hatten sechs der sieben Vorstandsmitglieder der Bayern-AfD ihre Ämter niedergelegt, an der Basis gab es zahlreiche Parteiaustritte. Wenige Wochen nach dem Bundesparteitag, auf dem der bisherige Vorsitzende Bernd Lucke abgewählt worden war, waren 24 von 48 bayerischen Kreisverbänden beschlussunfähig.

„Bayern war Lucke-Land“, erklärt Werner Meier aus Velburg (Kreis Neumarkt), der als einziges Mitglied des einstigen Landesvorstandes der neuen Parteiführung die Treue gehalten hatte und kein gutes Haar an seinen früheren Kollegen lässt. Teilweise hätten sie verbrannte Erde hinterlassen, Akten vernichtet und Daten ge löscht, erzählt der nun zum ersten stellvertretenden Landesvorsitzenden gewählte AfD-Funktionär. Inzwischen habe sich die Basis aber wieder aufgerappelt, seien nur noch fünf Kreisverbände beschlussunfähig.

"Schwerste Krise in der Parteigeschichte erlebt"

„Wir haben die schwerste Krise in der jungen Geschichte unserer Partei erlebt, aber entgegen vieler Stimmen und Medienberichte sind wir nicht tot. Wir sind lebendiger denn je und liegen bei sechs Prozent“, präsentiert sich der neue Landesvorsitzende Petr Bystron kämpferisch und schwört seine Parteifreunde bereits auf den Bundestagswahlkampf ein. Wichtig ist für den beruflich als Werbefachmann tätigen Politiker da bei nicht nur, einen starken Landesverband auf die Beine zu stellen, sondern auch die Außenwirkung der AfD zu verbessern.

Angeblich bestehe die Partei nach dem Führungswechsel ja nur noch aus rechten Spinnern, homophob und USA-feindlich  – dieses Bild will Bystron, der sieben Jahre lang FDP-Mitglied war („eine Jugendsünde“), in den nächsten Monaten verwischen. Beim Landesparteitag freilich kommt kaum ein Redner ohne Seitenhiebe auf die Regierung und ihren Umgang mit der Flüchtlingskrise aus. „Denk ich in der Nacht an die, die Deutschland regieren, dann bin ich endgültig um den Schlaf gebracht“, wandelt Dirk Driesang, der die bayerische AfD in den vergangenen Wochen kommissarisch geleitet hatte, den viel zitierten Satz von Heinrich Heine ab. Das Motto dieser Tage müsse lauten: Grenzen als Aufgabe und nicht Aufgabe der Grenzen.

In dieses Horn stößt auch Frauke Petry, die bei ihrem Kurzbesuch in Nürnberg mit stehendem Beifall be grüßt wird und angesichts des 25. Jahrestages der Deutschen Einheit die Diagnose stellt, dass es dem Land ökonomisch zwar vergleichsweise gut gehe, dass man als Nation aber etwas krank sei. Die neue Parteichefin warnt vor Gleichmacherei und falsch verstandener Toleranz, mit der die von der Kontroverse lebende parlamentarische Demokratie schon lange zu Grabe getragen worden sei.

Auf europäischer Ebene sieht es ihrer Darstellung nach nicht besser aus: „Europa ist dabei, an Schengen und an Dublin zu zerbrechen“, sagt Petry und geißelt die Große Koalition als Regierung, die nicht mehr willens und in der Lage sei, das Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen.
„Wir dürfen diese Gesellschaft nicht denen überlassen, die daran an scheinend kein Interesse haben“, fordert Petry und ruft Angela Merkel unter tosendem Applaus und Bravo-Rufen indirekt zum Rücktritt auf. Wenn die Bundeskanzlerin auf Proteste ge gen die Flut von Flüchtlingen mit der Aussage reagiere, das sei dann nicht mehr ihr Land, dann müsse sie die Konsequenzen ziehen. „Dann ist sie auch nicht mehr unsere Kanzlerin.“

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