Afrikaner wollen mehr Präsenz zeigen

31.10.2010, 22:47 Uhr
Afrikaner wollen mehr Präsenz zeigen

© Fengler

Erster Schritt war die Gründung des Vereins „AfroDeutsche“ im Frühjahr 2008, der sich zum Ziel gesetzt hat, die Integration von Afrikanern in die Metropolregion zu verbessern. „Integration bedeutet, präsent zu sein“, sagt Vereinsvorsitzender Robert Katianda am Rande des ersten Afrikakongresses, der am vergangenen Samstag im Caritas-Pirckheimer-Haus stattfand. Er will, dass man die Menschen afrikanischer Herkunft nicht nur auf der Straße sieht, sondern auch auf Diskussionspodien debattieren, in Gremien arbeiten… dass sie also mehr Verantwortung übernehmen und sich bei der Gestaltung der Gesellschaft einbringen.

Damit das möglich ist, muss laut Katianda zweierlei gegeben sein: Die Kompetenzen afrikanischer Migranten (rund 7000 leben in Nürnberg und Fürth, die Hälfte davon hat einen deutschen Pass) sind zu stärken, sie müssen beispielsweise die deutsche Sprache beherrschen. Zum anderen ist eine Anlaufstelle nötig: ein Kulturzentrum, in dem sich die Menschen begegnen können. Das Konzept für dieses Zentrum sei schon ausgearbeitet, nun fehlt es noch an passenden Räumlichkeiten. Der Verein hofft bei diesem Projekt auch auf die Unterstützung durch die Stadt Nürnberg.

Dunkelhäutige Menschen werden immer noch diskriminiert in der deutschen Gesellschaft. Darüber klagten auch viele jungen Menschen, die vor kurzem beim ersten afrikanischen Jugendkongress in Nürnberg teilnahmen. Martina Mittenhuber, Leiterin des Menschenrechtsbüros, spricht sogar von „zunehmendem Alltagsrassismus“. Es ist weiterhin Alltag, dass Dunkelhäutigen der Einlass in Diskotheken verweigert wird, die Mitgliedschaft in einem Fitness-Club. Derlei, betont Mittenhuber, duldet die Stadt nicht. Rassismusvorwürfen wird nachgegangen – „im wiederholten Diskriminierungsfall kann sogar die Gewerbeerlaubnis entzogen werden“.

Dass es weiterhin Diskriminierung gibt, führt Diana Liberova, Vorsitzende des Integrationsrats, auch darauf zurück, dass es an einer ausgeprägten „Willkommenskultur“ fehlt — selbst in Nürnberg, das bei der Integration oft eine Vorreiterrolle einnimmt. „Partizipation heißt auch: mitmachen lassen.“ Eine der wichtigsten Möglichkeiten gesellschaftlicher Teilhabe ist die „Integration in den Arbeitsmarkt“, betont der Sozialwissenschaftler Rolf Benndorf. In einer Studie fand er heraus, dass Afrikaner „deutlich schlechter in den Arbeitsmarkt integriert sind als Deutsche, Italiener oder Türken“. Als Ursachen führt er unter anderem gesetzliche Regelungen an, fehlende Anerkennung von Bildungsabschlüssen, aber auch die unzureichende Qualifikation vieler afrikanischer Migranten.

Er plädiert auch für eine Klärung, was es eigentlich heißt, integriert zu sein. Die Wissenschaft legt hier drei Kriterien an: Auf dem Arbeitsmarkt dieselbe „Position“ zu haben wie andere Bevölkerungsgruppen. Die deutsche Sprache beherrschen. Und: sich partiell an der deutschen Kultur ausrichten. Was gerade den letzten Punkt ausmacht, darüber gibt es aber sehr unterschiedliche Meinungen. www.afro-deutsche.de

www.afroweb.de

www.afrika-kultur-zentrum.de