Albrecht Dürers neue Kleider?

19.6.2009, 00:00 Uhr
Albrecht Dürers neue Kleider?

© Karlheinz Daut

Dass die Nürnberger «ihren Dürer» notfalls mit Zähnen und Klauen verteidigen, das hat der Berliner Restaurator Kai Rötger sofort erfahren. «Was machen Sie mit unserem Dürer?», musste er sich fragen lassen, als ihn der Hubwagen am Albrecht-Dürer-Platz auf Augenhöhe mit dem Meister hievte. Und diejenigen, die die Metzel-Stuhlskulptur am Schönen Brunnen nachhaltig traumatisiert hat, gingen gleich vom Allerschlimmsten aus: Das Kulturreferat mute ihnen eine neue, moderne Installation zu, argwöhnten sie.

In Folie gewickelt

Des Rätsels Lösung ist viel prosaischer. Das Dürer-Standbild wurde mit Folie umwickelt, damit die Skulptur heil bleibt, wenn Restaurator Rötger einen Gipsabdruck nimmt - im Auftrag der Staatlichen Museen Berlin.

Der Anlass? Das wiedererstandene Neue Museum in Berlin beherbergt einen Dürer-Saal. Und dort stand in einer Nische, bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg, eine Gipsbüste des Künstlers. Diese stammt wie Nürnbergs Dürer-Denkmal von Christian Daniel Rauch. Rötger soll nun eben diese Büste restaurieren. Keine leichte Sache, weil ihr Entscheidendes fehlt: zum Beispiel Nase, Haarlocken und Bart.

Kautschuk aufgepinselt

Und woher nun Dürers Nase, Haare und Bart nehmen, um das Original nicht zu verfehlen? Der Kopf des Nürnberger Dürer-Denkmals komme dem der Büste recht nahe, meint der Restaurator. Deshalb pinselte er erst Kautschuk aufs Künstlerhaupt und dann eine Schicht Gips. Auf diesem Weg wird Nürnbergs Dürer-Kopf nach Berlin exportiert.

Schon heute soll Albrecht Dürer übrigens wieder ganz der Alte sein; befreit vom Plastikmantel und seiner Gesichtsmaske aus Gips.