Alles muss raus: Das Staatsarchiv Nürnberg wird generalsaniert

13.12.2019, 18:40 Uhr
Alles muss raus: Das Staatsarchiv Nürnberg wird generalsaniert

© Foto: Roland Fengler

Wegen der bevorstehenden Generalsanierung und Erweiterung öffnet das Staatsarchiv am Freitag, 20. Dezember, zum letzten Mal, bevor es für acht Monate schließt. 55 Millionen Euro kostet die Sanierung, die der Haushaltsausschuss des Bayerischen Landtags im Oktober beschlossen hat – einstimmig, wie Peter Fleischmann betont. Der leitende Archivdirektor kann den Start der Arbeiten an dem unter Denkmalschutz stehenden Komplex in der Archivstraße 17 kaum erwarten.

Die Herausforderung ist freilich enorm: Das Staatsarchiv verwahrt etwa acht Millionen Dokumente, das älteste stammt aus dem Jahr 889.
Der Standort im Nürnberger Norden muss komplett geräumt werden. Auch die Verwaltung mit ihren 19 Mitarbeitern wird ausziehen.

Die Altbestände bis 1806 werden ins Landeskirchliche Archiv in Nürnberg gebracht, die Überlieferung des 19. und 20. Jahrhunderts auf die Staatsarchive Augsburg und Landshut aufgeteilt. Die Außenstelle Lichtenau des Staatsarchivs Nürnberg wird künftig Anlaufstelle für alle Fragen zu Baugenehmigungsakten sein. Ab September 2020 können alle Archivalien wieder uneingeschränkt genutzt werden, wenn auch nicht mehr am gewohnten Standort.

Ein Quantensprung

Das Staatsarchiv wird laut dem Archivdirektor "völlig neu definiert", auch wenn es der Anblick von außen auch künftig nicht erahnen lässt. Vom Umbau erwartet er sich einen "Quantensprung" für die mittelfränkische Bevölkerung. So soll im ersten Stock ein großer Lesesaal mit Ausstellungs- und Seminarräumen entstehen – und endlich der repräsentative Treppenaufgang zur Geltung kommen. Die Archivbestände selbst werden künftig in einem unterirdischen Depot im Garten untergebracht.

Der Umzug finde bewusst zur kälteren Jahreszeit statt, erklärt Gabriele Gunzelmann, Bereichsleiterin des Staatlichen Bauamts Erlangen-Nürnberg. So haben die Archivalien eine kühlere Temperatur, wenn sie eingelagert werden. Das soll gewährleisten, dass sie das empfindliche Magazinklima an den Ausweichstandorten nicht beeinträchtigen.

Um das Staatsarchiv zu sanieren und zu modernisieren, ist eine Bauzeit von fünf Jahren vorgesehen. Wenn das Gebäude im Jahr 2025 wieder bezogen wird, müssen alle ausgelagerten Bestände zurückgeholt werden, eine bis dato einzigartige logistische Herausforderung.

Peter Fleischmann ist dennoch zuversichtlich, dass der Zeitplan eingehalten werden kann. Die Wiedereröffnung 2025 hätte einen besonderen Charme, sollte Nürnberg im besagten Jahr tatsächlich den Titel der Europäischen Kulturhauptstadt tragen.

Bewegte Geschichte

Das Staatsarchiv Nürnberg ist der älteste Archivzweckbau in Bayern. Unter der Ägide von Märchenkönig Ludwig II. wurde er 1880 nur 500 Meter nördlich der Kaiserburg errichtet. Während des Zweiten Weltkriegs ist das repräsentative Magazingebäude samt dahinterliegendem Verwaltungstrakt schwer beschädigt worden. Dank der Umsicht des damaligen Leiters Fridolin Solleder konnten seit 1941 aber alle Bestände rechtzeitig evakuiert werden. Dazu zählen herausragende Stücke wie der Freiheitsbrief von 1219, das Nürnberger Exemplar der Goldenen Bulle von 1356, der Pfinzing-Atlas von 1594 und vieles mehr.

Noch bis zum 20. Dezember zeigt das Staatsarchiv die Ausstellung "Der Reichswald – Holz für Nürnberg und seine Dörfer". Geöffnet ist von Mittwoch bis Samstag, 13 bis 18 Uhr.

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