Als 3-D-Modell: So soll die Lorenzkirche digitalisiert werden

25.4.2019, 10:28 Uhr
Bamberger Wissenschaftler wollen die Pfeiler, Portale und Skulpturen der St. Lorenzkirche digital vermessen.

© Roland Fengler Bamberger Wissenschaftler wollen die Pfeiler, Portale und Skulpturen der St. Lorenzkirche digital vermessen.

Nach der Brandkatastrophe von Notre-Dame in Paris kann man auf viele Daten der Universität Bamberg zugreifen, mit denen sich ein exaktes 3-D-Modell des Gotteshauses erstellen lässt. Der fränkische Professor Stephan Albrecht hatte in den vergangenen Jahren die französische Kathedrale für ein Forschungsprojekt mit Laserscannern genau vermessen – und das tun seine Kollegen nun auch mit der Nürnberger Lorenzkirche.

Bis 2021 sollen alle Daten zur Lorenzkirche "verschlagwortet" sein. Dann lassen sich am PC Gesamtaufnahmen wie diese oder auch nur winzige Details darstellen.

Bis 2021 sollen alle Daten zur Lorenzkirche "verschlagwortet" sein. Dann lassen sich am PC Gesamtaufnahmen wie diese oder auch nur winzige Details darstellen.

Wie hat sich das gotische Gotteshaus über die Jahrhunderte verändert? War in Balkenlöchern an der Wand einmal eine Orgel befestigt, die später beseitigt wurde? Welche Sandsteinquader wurden in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg eingefügt?

Fragen, mit denen sich das digitale Vorzeige-Projekt beschäftigen wird. Wissenschaftler der Universitäten von Bamberg und Passau führen alle Pläne, 3-D-Modelle und verfügbare Daten der Nürnberger Lorenzkirche bis Anfang 2021 zusammen. Portale, Pfeiler, Bögen, Fenster, Apsis, Kapellen, Skulpturen – die Basilika soll vollständig erfasst werden.

Viel Geld vom Ministerium

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt das Projekt mit 640.000 Euro. Man verspricht sich davon eine vorbildhafte Digitalisierung des gotischen Bürgerdoms, die später auch auf weitere Sakralbauten anwendbar ist.

Die erste, jetzt abgeschlossene Phase war Grundlagenarbeit zu St. Lorenz: Es wurden genaue Pläne angefertigt, die jeden einzelnen Stein verzeichnen. Ein 3-D-Modell soll die verschiedenen Bauteile wiedergeben.

Als 3-D-Modell: So soll die Lorenzkirche digitalisiert werden

Damit kein digitales Datengrab entsteht, entwickelt das Team in einem zweiten Schritt ein "kontrolliertes Vokabular", wie Bauforscher Tobias Arera-Rütenik von der Otto-Friedrich-Universität Bamberg erklärt. Eine präzise "Verschlagwortung" soll ermöglichen, den Datenschatz umfassend zu nutzen.

Viele Unterlagen kamen natürlich von der Lorenzer Kirchengemeinde. Doch auch Architekten, die die Basilika betreuen, steuern Unterlagen bei. Außerdem liefern grafische Sammlungen Stiche und Ansichten des monumentalen Gebäudes aus verschiedenen Epochen.

Viele überraschende Fundstücke 

Alle Daten fließen in das Monumentalbau-Management-System "MonArch" ein, das Informatiker der Universität Passau programmiert haben. Über "MonArch" sollen Interessierte Zugriff haben. Doch den Wissenschaftlern schwebt darüber hinaus ein erweiterter Zugang vor. "Die Informationen sollen im Internet abrufbar sein", meint Arera-Rütenik.

Wenn beispielsweise Nürnbergs Tourismus-Profis eine App zur Lorenzkirche erstellen wollen, sollen sie eine Schnittstelle zu den Daten haben. Oder falls Architekten Informationen brauchen, ob zu einem bestimmten Bereich bereits vor Jahrzehnten ein Bau-Monitoring erstellt wurde, könnten sie dies dort vorfinden. Und für die Lorenzer Kirchengemeinde dürfte die digitale Sammlung viele überraschende Fundstücke bieten.

Die Wissenschaftler nehmen die Lorenzkirche bei Ortsterminen auch mit Hilfe von Drohnen ins Visier. Doch die Arbeit weist über die stadtbildprägende Nürnberger Kirche mit der beeindruckenden Fensterrosette hinaus. Das Kulturgut im Freistaat könne künftig generell digital erfahrbar werden, meinen die Projektleiter. Ein derart umfassendes Vorhaben wie bei St. Lorenz gebe es bislang noch nicht.

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