Altstadtfreunde sind genervt: Dicke Luft im Pellerhof

17.7.2020, 06:00 Uhr
"Wir fühlen uns von der Stadt ausgebremst", sagen die Altstadtfreunde.

© Roland Fengler, NN "Wir fühlen uns von der Stadt ausgebremst", sagen die Altstadtfreunde.

Ob es um das Verlegen von Leerrohren für die Kabel der Hofbeleuchtung geht oder um die Altane im ersten Obergeschoss, die bei Regen volläuft; ob das Pflastern des Hofes abgesprochen werden soll oder der Bau eines Umgangs hinter dem Schaugiebel; oder ob man die Nutzung der Räume klären will, welche die Altstadtfreunde in den Umgängen selbst errichtet haben: Immer hat Steinmetz Pollmann den gleichen Eindruck. "Es werden uns ständig Knüppel zwischen die Beine geworfen, es ist absolut haarsträubend. Wir könnten längst fertig sein, wenn die Verwaltung mitspielen würde."

Der Mitinitiator zum Wiederaufbau des Pellerhofs vermutet, dass "von ganz oben" die Direktive komme, es den Altstadtfreunden so schwer wie nur möglich zu machen. Kulturbürgermeisterin Julia Lehner wolle die ganze Aufmerksamkeit auf ihr geplantes "Haus des Spiels" lenken, da solle der Hof keine so große Ausstrahlungskraft bekommen.

Umbau soll bis 2025 abgeschlossen sein

Die CSU-Politikerin atmet erst einmal tief durch, als die Lokalredaktion sie mit den Vorwürfen konfrontiert: "Das ist eine Unverschämtheit. Ich habe eine völlig andere Wahrnehmung. Wir stehen ständig im Austausch und in bestem Einvernehmen mit den Altstadtfreunden. Wir haben größtes Interesse, dass es weitergeht und wollen den Weg gemeinsam gehen."

Welche Interesse solle sie schließlich haben, die Arbeiten am Pellerhof zu torpedieren, fragt Nürnbergs oberste Kulturbeauftragte. Schließlich solle der Umbau des Pellerhauses für das "Haus des Spiels" bis 2025 abgeschlossen sein. Dazu gehöre auch der repräsentative Innenhof. Natürlich könne sie nicht über jedes Leerrohr Bescheid wissen, doch die Fachleute seien in ständiger Abstimmung.

Stephan Fink, Leiter des städtischen Hochbauamts, bekräftigt dies: Architekten, Planer, Ingenieure und weitere Fachleute haben auch 2019 an dem Großvorhaben weiter gearbeitet. Für 34 Millionen Euro soll bis Ende 2024 die Sanierung des denkmalgeschützten Pellerhauses abgeschlossen sein, das die Nürnberger Architekten Fritz und Walter Mayer in den 1950er Jahren auf den Ruinen des Renaissance-Gebäudes errichtet haben.

Der momentane Zeitplan sieht so aus: Der Bauantrag soll Anfang 2021 eingereicht werden. Der Umbau dürfte bis Ende 2024 abgeschlossen sein, falls der Stadtrat für das kostspielige Vorhaben grünes Licht gibt. Das "Haus des Spiels" ist ein Leuchtturmprojekt, meint Fink, falls Nürnberg 2025 Kulturhauptstadt Europas wird. Auf die Frage, warum viele von den Altstadtfreunden bemängelten Restarbeiten im Pellerhof nicht erledigt sind, entgegnet der gelernte Elektroingenieur: "Die Altstadtfreunde meinen, sie machen alles besser. Sie sind ein schwieriger Kunde. Die Details klärt man während des Umbaus."

Viele Bürger beteiligten sich mit Spenden

Auf die Frage nach der Nutzung der Zimmer in der ersten und zweiten Etage des Hofumgangs, antwortet Bürgermeisterin Lehner: "Das haben wir schon 100mal besprochen. Sie bekommen die Räume." Die Altstadtfreunde wollen den Platz nutzen, um dort Equipment für Veranstaltungen unterzubringen.

Für die zweite Etage könnten sie sich eine Ausstellung über die Geschichte des Pellerhauses vorstellen. Die Baustelle am Egidienberg dürfte von der Dauer her einen Rekord aufstellen: Seit 2006 warben die Altstadtfreunde für den historisch getreuen Wiederaufbau des im Krieg zerstörten Pellerhauses. Präzise Pläne sind vorhanden und ermöglichten damit eine identische Kopie.

Die Altstadtfreunde konzentrierten sich auf die Errichtung des Innenhofs mit einer Schauwand des Rückgebäudes. Das Hinterhaus selbst kann man nicht mehr in die Höhe ziehen, weil der Abstand zum dahinter liegenden Johannes-Scharrer-Gymnasium viel zu knapp ist. Der Plan, auch das Vordergebäude nach altem Vorbild zu gestalten und die denkmalgeschützte Fassade der Nachkriegszeit zu beseitigen, scheiterte am entschiedenen Widerstand der Stadt sowie der Denkmalschützer.

Bisher haben die Altstadtfreunde 4,8 Millionen Euro verbaut. Viele Bürgerinnen und Bürger beteiligten sich mit Spenden, darunter die Familie Diehl mit einer Million Euro und eine betagte Altstadtfreundin mit 500.000 Euro. "Wir könnten die restlichen Arbeiten am Hof fertigstellen, am Geld liegt es nicht", verrät Altstadtfreunde-Vorstand Pollmann. Eigentlich wollten sie den Nachbau bereits 2015 abschließen. Für die Verzögerungen bis 2019 sei der Verein verantwortlich, doch seither gehe es auf die Kappe der Stadt, meint der Steinmetz.

Der Pellerhof ist freitags bis sonntags ab 14 bis 17 Uhr für Interessierte geöffnet.

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