Antilope neben Nashorn: Die WGs im Nürnberger Zoo

10.8.2017, 08:10 Uhr
Entspanntes Grasen am Futterberg: Zwischen Nashornmutter Sofie und ihrem Sohn Sanjai holt sich eine Hirschziegenantilope ein paar Halme, ohne sich von den tonnenschweren Kolossen beeindrucken zu lassen.

© Helmut Mägdefrau Entspanntes Grasen am Futterberg: Zwischen Nashornmutter Sofie und ihrem Sohn Sanjai holt sich eine Hirschziegenantilope ein paar Halme, ohne sich von den tonnenschweren Kolossen beeindrucken zu lassen.

Zoos müssen genau auswählen, welche Tier-WGs möglich sind. Nicht immer geht es gut, das musste der Tiergarten Nürnberg 2008 leidvoll erfahren. Ein Muntjak, ein kleiner, asiatischer Hirsch, hatte die beiden Panda-Bären durch Aufschlitzen getötet. Damals untersuchte sogar die Kriminalpolizei den Fall, weil man anfangs einen menschlichen Tierquäler nicht ausschließen konnte. "Vermutlich hatte der Muntjak einen Verhaltenstreffer", meint Helmut Mägdefrau, stellvertretender Zoo-Direktor.

Der Sinn von "Vergesellschaftungen", so der Fachbegriff, ist, Tieren wie Besuchern Abwechslung zu bieten. Statt sich im Gehege zu langweilen, sollen die Zootiere Anregungen nicht nur von Artgenossen bekommen. Auch hat die Haltung verschiedener Arten den Vorteil, dass man die Gehege vergrößern kann und die Bewohner mehr Auslauf haben.

Didaktische Zwecke

Interessant ist die Nürnberger WG von Hirschziegenantilope und Nashörnern. Die schreckhaften Huftiere grasen absolut friedlich und entspannt neben den tonnenschweren Kolossen. Natürlich gibt es im Zoo auch Meinungsverschiedenheiten, die handfest ausgetragen werden. Dabei geht nicht immer der Stärkere als Sieger hervor. Im Freigehege der Gorillas leben Berberaffen. Eine Gorilla-Dame verfolgte einen kleinen Magot und fasste ihn hinter einem Busch. Nach lautem Gekreisch und Getobe zog das große Gorilla-Weibchen den kürzeren. Der Magot hatte sie in den Arm gebissen und war ihr entwischt.

Entscheidend ist: Der Tiergarten achtet darauf, dass schwächere Tiere Rückzugsmöglichkeiten haben und nicht den Stärkeren wehrlos ausgeliefert sind. Mit verschiedenen Tierarten in einem Gehege verfolgen Zoologen auch didaktische Zwecke. Besucher sollen zum einen die Vielfalt der Tierwelt sehen. Außerdem können die Besucher intuitiv lernen, welche Arten in der Wildnis zusammen leben. Dafür ist die afrikanische Savanne am Schmausenbuck ein Beispiel, auf den Zebras und Elenantilopen grasen und Strauße herumrennen. Kängurus und Emus leben in Australien in gleichen Gebieten, darum teilen sie sich auch hier ein Areal.

"Eine innige Beziehung"

Es gilt als gesichert, dass eine gute Vergesellschaftung positive Reize für das Wohlbefinden des Tieres auslöst und die Leistungsfähigkeit des zentralen Nervensystems fördert, erklärt der Tiergarten. Das sich gegenseitig Beobachten, Anpirschen, Beschnuppern und eine intensivere Kontaktaufnahme stimulieren die Aufmerksamkeit.

Dabei berichten Forscher von erstaunlichen Annäherungen und Freundschaften. In der Nürnberger Delfinlagune gab es eine richtig enge Bindung zwischen einem Tümmler und einem Seelöwen, die sehr intensiv miteinander gespielt haben.

In amerikanischen Zoo von San Diego (USA) pflegten Tapire mit Wasserschweinen "eine innige Beziehung", wie in einer wissenschaftlichen Arbeit steht, wobei "die Nagetiere auch als Kopfkissen benutzt werden und sich mit Ohr-Beknabbern revanchieren".

In einem anderen Zoo beobachtete ein Biologe einen Hornraben, der einer Giraffe den Hals kratzte. Eine gewisse Art von Liebesbeweis, könnte man meinen.

 

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