Anwohner sind entsetzt: Kahlschlag im Buchenbühler Forst

6.5.2019, 18:45 Uhr

Spaziergänger im Buchenbühler Forst erschrecken gerade heftig. Insbesondere wenn sie am Ende der Hermann-Löns-Straße in Richtung Autobahn und Gewerbegebiet Hahnenbalz unterwegs sind. "Hier ist ja eine richtige Schneise reingeschlagen worden", berichtet ein Anwohner, der das Treiben der Harvester des staatlichen Forstbetriebs mit Sorge beobachtet hat.

Auf einer Breite von gut 30 Metern steht hier kein Baum mehr, neben einem Schild mit der Aufschrift "Landschaftsschutzgebiet" lagern dafür Dutzende akkurat abgesägte Kiefernstämme, die auf den Abtransport warten. Auf die Frage nach dem Hintergrund für das massive Abholzen der schlanken Nadelbäume im Buchenbühler Wald nennt Heiko Stölzner, stellvertretender Forstbetriebsleiter, drei Gründe: "Massive Trockenschäden, Schäden durch den Blauen Kiefernprachtkäfer und starker Mistelbefall." Vor allem die außergewöhnlich lange Trockenzeit von Ende Februar bis November 2018 hätte vielen Kiefern im Reichswald so zugesetzt, dass sie teils so vorgeschädigt waren, dass Schädlinge "leichtes Spiel haben". Um einen weiteren Befall zu verhindern, habe die Forstbehörde "keine andere Wahl gehabt", als im großen Stil absterbende Kiefern zu fällen.

"Unter Dürrestress"

Die Arbeiteten haben bis vor etwa drei Wochen gedauert. Sukzessive sind die Stämme abtransportiert worden. Stölzner und seine Kollegen sind aber nicht nur wegen der Lage in Buchenbühl in Sorge: "Der ganze Reichswald steht derzeit unter Dürrestress", sagt der Behördenvize mit Blick auf den ebenfalls angegriffenen Zustand des Reichswalds im Umfeld des Flughafens und des Golf-Clubs. Dort hätten viele Kiefern zwar noch eine grüne Krone, doch die Rinde löse sich von den Stämmen – ein deutliches Anzeichen für den alarmierenden Zustand.

"Wir machen keine regulären Einschläge mehr", sagt Stölzner – und tritt damit auch Vorwürfen entgegen, der Forstbetrieb würde "nur wegen des Verdienstes so viele Bäume absägen". Vielmehr gebe es aktuell nur noch Eingriffe, um den gesunden Wald zu schützen, ebenso Spaziergänger vor Sturmschäden.

Das Gesamtholzaufkommen sei jedenfalls mit 140.000 Festmetern jetzt um 5000 höher als im Vorjahr, gut 70 Prozent davon stammt von Kiefern. Trotz der Schädigungen kann laut Stölzner noch rund 90 Prozent der Stämme als Nutzholz verwendet werden. Die restlichen zehn Prozent landen für Paletten oder Spanplatten in der verarbeiteten Industrie.

"Wir dürfen mit dem Fällen nicht warten", betont Stölzner mit Verweis auf drohende Folgeschäden. Ängste gibt es vor allem vor einer massiven Borkenkäferplage im Mai. Denn klar sei: Im vergangenen Jahr waren immerhin die Monate Januar und Februar sehr feucht, was 2019 nicht der Fall war. "Die Wasserspeicher konnten sich nicht auffüllen, es wird dramatisch, wenn der Sommer wieder so trocken wird", so Stölzner.

Er sieht jedenfalls "absolut gravierende Anzeichen des Klimawandels". Als Folge müsse der Umbau des Reichswaldes zügig vorangetrieben werden. Wo heute noch 70 Prozent Kiefern, 20 Prozent Fichten und zehn Prozent Laubbäume stehen, werde langfristig ein Verhältnis von 50:50 bei Laub- und Nadelbäumen angestrebt. Und der Forstexperte kann sich gut vorstellen, dass Edelkastanie, Douglasie oder Libanonzeder bei uns heimisch werden. Erste Versuche laufen bereits.

 

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