April, April: Sind Scherze zu Zeiten von Corona fehl am Platz?

1.4.2020, 09:56 Uhr
"Heute wäre der perfekte Tag, alles als riesen Scherz aufzulösen", twittert ein User. Der Frust zum 1. April ist enorm. Ist Humor gerade noch angemessen? (Symbolbild)

© Kay Nietfeld, dpa "Heute wäre der perfekte Tag, alles als riesen Scherz aufzulösen", twittert ein User. Der Frust zum 1. April ist enorm. Ist Humor gerade noch angemessen? (Symbolbild)

Einen Aprilscherz als unangemessen abzutun oder zu verurteilen, hat einem bis vor einem Jahr noch den Stempel eingebracht, eine Spaßbremse oder ein Spielverderber zu sein. Doch in diesem Jahr, angesichts der weltweiten Corona-Pandemie, die auch in Deutschland zu massiven Einschränkungen des öffentlichen Lebens geführt hat, werden Forderungen laut, das Scherzen sein zu lassen. Das Bundesgesundheitsministerium rief im Vorfeld des 1. April 2020 dazu auf, Aprilscherze zur Coronavirus-Thematik vollständig zu unterlassen:

Laut Ministerium gehe es darum, dem Kursieren von Falschinformationen zu diesem wichtigen (und nicht sehr witzigen) Thema Einhalt zu gebieten. So würde nämlich der Kampf gegen das Virus zusätzlich erschwert.

Auf Twitter stößt der Appell auf gemischte Reaktionen, zwar gibt es viel Zustimmung, aber auch einige Wortmeldungen von Usern, die sich durch die Forderung des Ministeriums in ihrer Freiheit eingeschränkt fühlen. Eine Userin schreibt "Sollte das nicht selbstverständlich sein? Unter vernünftigen Menschen" - ein anderer brüskiert sich auf seinem eigenen Twitter-Account ganz offen:

Nicht zu Scherzen aufgelegt?

Viele Menschen scheinen sich indes nicht an dem Appell zu stören. Vielleicht liegt es daran, dass die meisten Deutschen gerade grundsätzlich nicht in der Stimmung sind, Witze zu reißen? Zumindest am Vormittag ist die Menge an Scherzen, die im Netz kursieren, deutlich geringer als in den Vorjahren.

Stattdessen kursiert vermehrt der Aufruf, den Spaß beiseite zu lassen.

Heute sei wohl der "vermutlich schlechteste Zeitpunkt für Aprilscherze", schreibt jemand auf Twitter. Ein anderer scheint sogar froh darüber und erklärt: "Das erste Mal, dass niemand (auch keine Medien) versuchen einen in den April zu schicken. Und das nur wegen #Corona.... Kann der #Aprilscherz nicht für immer wegbleiben?"

Bei den wenigen Scherzen, die da noch übrig bleiben, fällt auf: Eine gehörige Portion Zynismus ist fast immer dabei. Hier ein Beispiel:

Trockene Anmerkungen zum 1. April werden derzeit auch unter dem Vermerk "Kein #Aprilscherz" gesammelt. Hierunter findet sich Humor von der staubtrockenen Sorte sowie historische Ereignisse, die sich zum 1. April jähren.

Hier noch die Meinung eines User, der das ganz anders sieht. Zur Erinnerung: Das BGI ruft lediglich dazu auf, Scherze zur Coronavirus-Thematik sein zu lassen. In den sozialen Netzwerken gehen viele noch weiter, sie fordern, sämtliche Aprilscherze einzustellen. Dieser Twitter-User ist daher mit seiner Meinung einer der wenigen:

Wie immer ist Humor also Geschmacksache - genauso wie die Sympathie für Aprilscherze im Allgemeinen. Was allerdings definitiv klar ist: Es ist in diesem Jahr ein strittigeres Thema als je zuvor. Sollte man nun tatsächlich den 1. April 2020 aus dem Kalender streichen, sind heute Witze unangebracht oder nicht? Eine Patentlösung gibt es dafür wohl nicht, denn hier hat jeder seine eigene Sicht auf die Dinge. Was eure ist, würde uns sehr interessieren.

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