Arif Tasdelen will ein Direktmandat für die SPD holen

30.9.2018, 16:56 Uhr
Halil Tasdelen belegt auf der oberfränkischen SPD-Kandidatenliste Platz fünf, Arif Tasdelen (rechts) Rang drei auf der Mittelfranken-Liste. Gerne würden sie ab dem Herbst gemeinsam Politik in München machen.

© Eduard Weigert Halil Tasdelen belegt auf der oberfränkischen SPD-Kandidatenliste Platz fünf, Arif Tasdelen (rechts) Rang drei auf der Mittelfranken-Liste. Gerne würden sie ab dem Herbst gemeinsam Politik in München machen.

Nein, trotz Erst- und Zweitstimme kann man sie nicht im Doppelpack wählen. Der 45-jährige Bautechniker Halil Tasdelen, der künftig seinem Bruder Arif im Landtag Gesellschaft leisten möchte, steht als Bayreuther in Oberfranken und nicht in Mittelfranken auf dem Stimmzettel. Deswegen sind gemeinsame Wahlkampfauftritte selten. Aber an diesem Freitagnachmittag ist der ältere der beiden Tasdelens beim Flugblätterverteilen am Leipziger Platz mit dabei. In seinem eigenen Wahlkampf, verrät Halil Tasdelen, orientiert er sich an dem seines Bruders aus dem Jahr 2013: „Arif hat immer die besten Ideen.“

Rückblende: 2013 mietet Arif Tasdelen einen Kleinbus und tourt als neuer Kandidat mit seinem „Arif-Mobil“ ab Juni drei Monate durch seinen Stimmkreis, um eine größere Bekanntheit zu erlangen. Das Direktmandat verpasst er im Rennen gegen den damaligen CSU-Kandidaten Michael Brückner zwar trotzdem knapp, aber auf der SPD-Liste setzt das Arif-Mobil zum Überholmanöver an. Tasdelen verbessert sich vom wenig aussichtsreichen Listenplatz zwölf auf Rang fünf und schafft es in den Landtag.

"Ich bin das Kontrastprogramm zur AfD"

Im Wahlkampf 2018 ist die Lage etwas anders – und das nicht nur, weil nun alle Nürnberger SPD-Kandidaten in Kleinbussen unterwegs sind. Tasdelen geht vom weitaus komfortableren Listenplatz drei aus ins Rennen, möchte aber diesmal im Ringen um das Direktmandat gegen Barbara Regitz (CSU) die Oberhand behalten. „Ich bin das Kontrastprogramm zur AfD“, sagt der erste türkischstämmige Abgeordnete im bayerischen Landtag.

Der 44-Jährige hofft, dass im strukturell eher linken Stimmkreis Nürnberg-Nord auch Sympathisanten der Linken und Grünen für ihn votieren und er dadurch Regitz trotz der schlechten SPD-Umfragewerte hinter sich lassen kann. Zumal er darauf setzt, dass seine verbindliche Art selbst im Knoblauchsland, wo traditionell eher konservativ gewählt wird, gut ankommt.

Auf seiner ersten Zugfahrt Richtung München nach der Wahl 2013 habe ein Kaffeeverkäufer zu ihm gesagt: „Herr Tasdelen, passen Sie gut auf meine Stimme auf.“ Dieser Satz sei ihm durch Mark und Bein gegangen: „Ich trage das seither in mir, ich habe das nie vergessen. Es zeigt, dass eine Stimme, die man bekommt, mit Erwartungen verbunden ist.“ Er habe versucht, dem Anspruch gerecht zu werden und Einzelanliegen der Bürger immer ernst zu nehmen.

Gebührenfreie Kitas, mehr Geld für Schulen

Der Zollinspektor, der von 2005 bis 2013 dem Nürnberger Stadtrat angehörte, war in der vergangenen Legislaturperiode Vorsitzender einer Enquete-Kommission zum Thema Integration, in den kommenden fünf Jahren möchte er sich in den Themenfeldern Arbeit und Wirtschaft einbringen.

Tasdelen ist dafür, dass Schüler, Azubis, Studierende und Rentner kostenlos mit dem öffentlichen Nahverkehr fahren können, die Schulen besser ausgestattet werden und die Gebühren für Kindertagesstätten wegfallen. Beim Thema Asyl spricht er sich für die Möglichkeit eines Spurwechsels aus, damit Flüchtlinge als Arbeitskräfte hierbleiben dürfen und nicht zum Beispiel nach Afghanistan zurückgeschickt werden müssen. Zudem betont der verheiratete Vater zweier Töchter seine Liebe zu Nürnberg, auch wenn er in Bayreuth aufwuchs, wo Halil Tasdelen seit 2008 dem Stadtrat angehört und als Chef des SPD-Stadtverbandes fungiert.

Falls Arif Tasdelen den Wiedereinzug in den Landtag verpassen sollte, würde er es sportlich nehmen, sagt er: „Es waren wunderbare fünf Jahre, ich bin dankbar, dass ich das erleben durfte.“ Schließlich sei ihm eine solche politische Laufbahn nicht in die Wiege gelegt worden. Die Tasdelen-Brüder sind zwei von sieben Geschwistern, die Eltern kamen einst als Analphabeten und sogenannte Gastarbeiter aus einem anatolischen Dorf nach Deutschland.

Gleichwohl hofft Arif Tasdelen freilich sehr, dass die Wähler sein Mandat verlängern – und er dann im Landtag brüderliche Verstärkung bekommt.

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