"Umwelthilfe" fordert Verbot

Auch in Nürnberg: Böllerei sorgt für enorme Feinstaubbelastung

Marco Puschner

Lokalredaktion Nürnberg

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1.1.2023, 15:28 Uhr
An der Böllerei in der Silvesternacht scheiden sich die Geister. 

© Stefan Hippel An der Böllerei in der Silvesternacht scheiden sich die Geister. 

Die "Deutsche Umwelthilfe" (DUH) fordert angesichts der Silvesternacht 2022/23 "eine schnelle Entscheidung für ein absolutes Böllerverbot in Deutschland". Die gesundheitsschädliche Feinstaubbelastung habe zum Beispiel in München um 911 Prozent höher gelegen als im Vorjahr, in dem wegen der Corona-Pandemie ein Verkaufsverbot galt.

Hohe Zahlen am Flughafen

Auch in Nürnberg ging die Feinstaubbelastung um Mitternacht signifikant nach oben. Die Messstation am Flugfeld weist für die Stunde nach Mitternacht zum Jahreswechsel eine Belastung von 379 Mikrogramm pro Kubikmeter aus, der Tages-Mittelwert liegt bei 86 Mikrogramm pro Kubikmeter.

Zum Vergleich: Am Vormittag des Silvestertages bewegte sich der Wert zwischen drei und fünf Mikrogramm pro Kubikmeter.

35 Überschreitungen erlaubt

Und zu Silvester 2021/22, als ein Böllerverbot galt, lag der Tagesmittelwert laut dem Quartalsbericht zu Umweltdaten, den das städtische Umweltreferat herausgibt, am Flughafen bei elf Mikrogramm pro Kubikmeter. Der höchste Tageswert lag am 1. Januar 2022 demnach bei 28 Mikrogramm.

Der Grenzwert nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter darf höchstens 35 Mal im Jahr überschritten werden, Maßstab ist der Tages-Mittelwert.

Diesmal war das Feuerwerk wieder erlaubt und die Nachfrage nach den Raketen enorm. Die DHU gibt in ihrer Pressemitteilung zu bedenken, dass die Belastungen für die Umwelt durch die "archaische Silvester-Böllerei" auch wegen des Müllaufkommens immens seien.

Sie verweist ebenfalls auf die Gefährlichkeit der Knallerei: "Behörden und Medien melden Beschuss von Einsatzkräften mit Pyrotechnik, hunderte Brände, viele teils schwer Verletzte und einen getöteten 17-Jährigen."

Der junge Mann hatte sich in Leipzig beim Hantieren mit Feuerwerk so schwer verletzt, dass er im Krankenhaus starb.

Reaktion gefordert

DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch mahnt an, dass dieser Todesfall zu sofortigen Reaktionen der verantwortlichen Bundespolitiker führen müsste, die seiner Ansicht nach ein Böllerverbot in die Wege leiten sollten.

Die "Umwelthilfe", ein gemeinnütziger Naturschutzverein, verweist darauf, dass in Berlin der maximale Stundenwert der Feinstaubbelastung im Vergleich zum Vorjahr um 205 Prozent (auf 302 Mikrogramm pro Kubikmeter) gestiegen sei. In Frankfurt habe der Anstieg 382 Prozent (250,5 Mikrogramm pro Kubikmeter), in Bremen 415 Prozent (237 Mikrogramm pro Kubikmeter) betragen.

Spitzenreiter sei München mit besagten 911 Prozent und 627 Mikrogramm pro Kubikmeter.

Gesundheitliche Folgen

"Feinstaub in der Atemluft führt zu schweren gesundheitlichen Folgen wie Lungen- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen und ist für zehntausende vorzeitige Todesfälle pro Jahr in Deutschland verantwortlich", heißt es in der Pressemitteilung.

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