Eigene Forschungsabteilung

Augsburger Zoo gibt Paviane zu Forschungszwecken ab - könnte das auch in Nürnberg passieren?

Jan Heimhold

nordbayern-Redaktion

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5.12.2023, 14:08 Uhr
Auch im Tiergarten Nürnberg wird geforscht.

© Hanne Reichel, NN Auch im Tiergarten Nürnberg wird geforscht.

"Dass dieser Zoo diese Tierausbeutung unterstützt und sich noch über 'gute Unterbringung' freut, kann nur als pervers angesehen werden." Das ist nur eine von vielen Reaktionen, die der Augsburger Zoo im Netz hervorrief, als bekannt wurde, dass die Einrichtung zwei Paviane an das Primatenzentrum Göttingen abgegeben hatte. Darüber berichtet hatte unter anderem die "Augsburger Zeitung" aber auch die Tierschutzorganisation "PETA". Der Vorwurf der Tierschützer: Die Affen sollten für Tierversuche "missbraucht" werden.

Daraufhin gab der Augsburger Zoo bekannt: "Es ist selbstverständlich und wurde uns zugesichert, dass die Paviane nicht für Tierversuche eingesetzt werden." Für PETA kein Grund zur Entwarnung: "Die Tiere sollen stattdessen zur Zucht eingesetzt werden. Ihr Nachwuchs wird also in grausamen Tierversuchen missbraucht und getötet werden [...]." Doch ist die Augsburger Prozedur ein Einzellfall oder die Regel? Wir haben den Tiergarten Nürnberg um eine Stellungnahme gebeten.

Prinzipiell lehnt dieser Tierversuche erst mal nicht vehement ab: "Forschung ist eine der tragenden Säulen der Zooarbeit und spielt auch im Tiergarten Nürnberg eine große Rolle: Wir haben eine eigene Forschungsabteilung und arbeiten mit Wissenschaftlern weltweit zusammen", so der Tiergarten.

Die Einrichtung gibt jedoch zu bedenken, dass man beim Thema Tierversuche differenzieren müsse und weist auf ein gängiges Dilemma der Forschung hin: "In manchen Fällen sind Tierversuche bisher unverzichtbar, zum Beispiel, um Impfstoffe zu entwickeln. Forschung bedeutet dabei nicht automatisch Tierversuch, es kann beispielsweise auch um reine Verhaltensbeobachtung gehen. Jedem Tierversuch geht eine tiefgehende und gründliche Abwägung des möglichen Nutzens für eine Vielzahl von Lebewesen und des Schadens für die betroffenen Individuen voraus." Weil sich daraus eine große Verantwortung ergebe, sei man Mitglied der "Initiative für transparente Tierversuche".

Die aus den Versuchen/Forschungen resultierenden Ergebnisse hätten das Potenzial, den Artenschwund in der Natur zu bremsen. Etwa dann, wenn man dadurch den Beifang gefährdeter Delfinarten verringern könnte. Einrichtungen wie der Tiergarten sind dafür fast unverzichtbar: "Grundsätzlich bieten Zoos mit ihrer Infrastruktur, ihrem vielfältigen Tierbestand, ihrer nationalen und internationalen Vernetzung, ihrer Sachkunde und ihrem Fachpersonal sowie ihrem Bildungsauftrag einmalige Möglichkeiten, die Tierhaltung, aber auch Arten und Naturschutz weiterzuentwickeln."

In einem Punkt kann der Tiergarten seine Besucher und Fans jedoch beruhigen: Bisher habe man noch keine Tiere zu Zuchtzwecken an Einrichtungen wie das Primatenzentrum in Göttingen abgegeben. Stattdessen kämen überschüssige Tiere oftmals an andere Zoos, Einrichtungen wie die Humboldt-Universität Berlin zur Verhaltens- und Stoffwechseluntersuchung, den Zoofachhandel oder an sachkundige Privathalter. Manchmal werden Tiere auch getötet und innerhalb des Tiergartens verfüttert. Erste Option sei aber die Abgabe an" eine andere, qualifizierte Einrichtung".

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