Augustinerhof-Baustelle bedroht Café "Sandybel"

23.3.2019, 20:51 Uhr
Gaetano Federico und Anabel Kuntz haben die Augustinerhofkapelle mit viel Liebe hergerichtet – jetzt bangen sie um ihr Café.

© Hartmut Voigt Gaetano Federico und Anabel Kuntz haben die Augustinerhofkapelle mit viel Liebe hergerichtet – jetzt bangen sie um ihr Café.

Zugegeben, für die Figur ist es wahrscheinlich besser, wenn man das "Sandybel" nicht sehen kann. Zumindest dann, wenn man zu den Menschen gehört, die sich nicht entscheiden können, ob es jetzt ein Apfel-Zimt-Cupcake, ein Granatsplitter oder doch lieber ein rosa Himbeer-Cupcake sein soll und dann einfach alles essen. Die gute Nachricht: Die Kalorien sind unauffindbar. Sie verstecken sich gerade hinter einer Baustelle. Die schlechte Nachricht: Wenn die Verantwortlichen der Baustelle die Betreiber des kleinen Cafés noch länger hinhalten, dann war es das bald für die kleinen Torten.

Seit eineinhalb Jahren schon machen sich die Bauarbeiten im Augustinerhof schließlich auch in der alten Augustinerkapelle bemerkbar – und dort ist das Café daheim. Schon damals meldeten sich die Betreiber bei der Zeitung. Wegen Rissen in den Wänden mussten sie den Tortenhimmel aus Sicherheitsgründen zwischenzeitlich schließen. Schon damals versprachen die Verantwortlichen der Baustelle, dass man für die Schäden natürlich aufkommen werde. Getan hat sich nichts.

"Wir bangen jeden Tag"

"Wir werden hingehalten", sagt Anabel Kuntz. Schon vor langer Zeit habe man einen Anwalt eingeschaltet, Geld jedoch habe man nicht gesehen. Freilich, schon damals, als sie den Mietvertrag für die Augustinerkapelle unterzeichnet hat, war klar, dass nebenan das neue Deutsche Museum samt Wohnungen und einem Hotel entstehen würde. Und ja: Kuntz glaubt auch daran, dass man von dem, was auf dem Areal entsteht, später einmal profitieren werde.

"Aber bis dahin müssen wir durchhalten", sagt sie – und weiß nicht, wie das noch gehen soll. Der Fliesenboden hebt sich, einzelne Fliesen lösen sich bereits. Stolperfallen. Jetzt wird auch noch die Straße vor dem Café aufgerissen. Die Umsatzeinbußen gehen mittlerweile an die Existenz. "Wir haben eine 14 Monate alte Tochter und beschäftigen Mitarbeiter mit Handicap und bangen jeden Tag."

"Unser Ziel ist es nicht, den Leuten den Garaus zu machen", sagt Josef Daum von der Alpha-Gruppe, der das Café "schnuckelig" findet. Natürlich, es sei schon richtig, dass die Cafébetreiber gerade beeinträchtigt werden. "Aber man muss strategisch denken", sagt er. Damit meint er, dass spätestens Ende des Jahres, wenn die Baumaßnahmen abgeschlossen sind, der Rubel rollen wird. Und: "Als sie den Mietvertrag unterschrieben haben, wussten sie, was kommt." Mittlerweile, so Daum, liegt ein Vergleichsangebot auf dem Tisch. Die Alpha-Gruppe will für die Umsatzeinbußen aufkommen. Für die Schäden natürlich auch – das jedoch wird nicht mit den Cafébetreibern, sondern mit den Eigentümern der Augustinerkapelle verhandelt. "Mehr als 3 Mark 25" habe man "Sandybel" geboten, einen genauen Betrag nennt Daum nicht.

 Gaetano Federico macht das aber durchaus. 15.000 Euro sollen er und Kuntz laut dem Vergleichsangebot bekommen. "Aber das reicht nicht", sagt er. Mehr als 100.000 Euro habe man schließlich bereits an Umsatzeinbußen verbuchen müssen. Sieben Tage die Woche arbeiten die jungen Eltern mittlerweile, fahren mit einem Foodtruck durch die Gegend, produzieren ihre Zuckerbäckereien in Fürth selbst – und hoffen, es irgendwie doch noch bis Ende des Jahres zu schaffen. 

Verwandte Themen


1 Kommentar