Aus für Stadtbahn: Verwaltung und Politik sind entsetzt

26.10.2017, 17:44 Uhr
Aus für Stadtbahn: Verwaltung und Politik sind entsetzt

© Grafik: NN;Montage: Karlheinz Daut

Das hatte man so absolut nicht erwartet. "Dass es knapp werden könnte, ja, das war uns klar", räumt Nürnbergs Baureferent Daniel Ulrich ein, aber man sei nicht davon ausgegangen, dass die Stadtbahn nach Kornburg in der Machbarkeitsstudie des Bundes — die darüber entscheidet, ob ein Schienenprojekt bezuschusst wird oder nicht — zu einem derart eindeutigen Nein gelangt.

Das mag unter anderem daran liegen, dass das Projekt vor über 20 Jahren schon einmal anders bewertet worden war. Stadtrat Gerald Raschke (SPD) hat tief in seinem persönlichen Archiv gegraben und dort Unterlagen von 1995 hervorgeholt, die der Stadtbahn mit einem Faktor von 1,24 eindeutig eine Rentabilität zusprechen.

Aus für Stadtbahn: Verwaltung und Politik sind entsetzt

Zur Erklärung: Liegt ein ÖPNV-Schienenprojekt nach dem Rechenverfahren, mit dem die Studie arbeitet, bei einem Wert von über Eins, fließen Zuschüsse vom Bund. Wird ein Wert zwischen Null und Eins errechnet, ist das Projekt nicht rentabel genug, um Zuwendungen zu erhalten. Die Stadtbahn nach Kornburg lag bei einem Wert von knapp über Null, ermittelt wurde ein Fahrgastzugewinn von gerade einmal 1460 Personen.

Daniel Ulrich erklärt: "Bei der Studie zählt nur neuer Verkehr. Umlegungen werden nicht mit einkalkuliert." Ob also ein Pendler, der derzeit mit dem Auto von Kornburg in die Nürnberger Innenstadt fährt, auf die Stadtbahn umsteigen würde, lässt die Untersuchung vollkommen außer Acht.

"Genau das ist aber der Punkt", sagt Raschke, der davon überzeugt ist, dass viele Autofahrer von der Zeitersparnis profitieren und deshalb umsteigen würden. "Die Stadtbahn fährt von Kornburg zur Frankenstraße in weniger als 20 Minuten, mit weiteren zehn Minuten ist man am Bahnhof", rechnet er vor. "Mit dem Auto braucht man für diese Strecke im Berufsverkehr auch mal eineinhalb Stunden."

"Verkehrspolitische Steinzeit"

Aber natürlich ist auch dem Stadtrat klar, dass Modellrechnungen jetzt erst einmal wenig nützen. Das Problem seien die Bewertungsmethoden. "Die stammen aus einer verkehrspolitischen Steinzeit." Im Verkehrsausschuss will Raschke die Ergebnisse noch einmal diskutieren. Zudem fordert seine Fraktion die Verwaltung auf, über den Deutschen Städtetag auf die Rahmenbedingungen der standardisierten Bewertung einzuwirken.

Ein Antrag, den Daniel Ulrich wohl gerne entgegennimmt, denn auch er ist davon überzeugt, dass die Stadtbahn wieder eine Zukunft hat, wenn die Kriterien angepasst werden. "Wir sind weiter überzeugt von dem Konzept und werden deshalb auch die Trassen keinesfalls aufgeben."

Erst einmal die nahe Zukunft im Blick haben nach dem vorläufigen Aus der Stadtbahn die Vertreter der CSU. So betonen Ingmar Schellhas, Vorsitzender der CSU Kornburg, und der Stadtrat Andreas Krieglstein: "Die Menschen im Nürnberger Süden brauchen jetzt eine Lösung und nicht weitere Jahre der Planung und Diskussion." Die beiden fordern eine schnellere Anbindung an die U-Bahn — zumindest bis die Stadtbahn in ein paar Jahren doch wieder ein Thema wird.

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