Mühlen- und Industrie-Radweg

Ausflugstipp: Fränkische Geschichte mit dem Rad erkunden

8.8.2021, 07:04 Uhr
Das Kanal-Foto ist das Hauptwerbebild des neuen Radwegs. Da der Mühlen- und Industrie- Radweg eine zusätzliche Tagestour vom Fünf-Flüsse-Radweg darstellt, ist der alte Ludwigs-Kanal das verbindende Element. Der Kanal bildet Station eins.

© Jörg Ruthrof Das Kanal-Foto ist das Hauptwerbebild des neuen Radwegs. Da der Mühlen- und Industrie- Radweg eine zusätzliche Tagestour vom Fünf-Flüsse-Radweg darstellt, ist der alte Ludwigs-Kanal das verbindende Element. Der Kanal bildet Station eins.

Der Mühlen- und Industrie-Radweg führt durch drei Gemeinden und verbindet sie: Wendelstein, Rednitzhembach und Schwanstetten. Eingeweiht wurde er erst Ende Juni 2021, er ist also ganz neu. Er führt über 40 Kilometer vorbei an Mühlen und anderen Industriedenkmälern, seine 21 Stationen sind gespickt mit Informationen. Für diese zeichnen örtliche Historiker und Heimatkundler verantwortlich.

Der Mühlen- und Industrie-Radweg ist quasi ein Anhängsel an den seit über 30 Jahren bestehenden Fünf-Flüsse-Radweg auf dem er entlang des Alten Kanals, also zwischen Röthenbach und Wendelstein, auf etwa drei Kilometern verläuft. Die fünf Flüsse sind Donau, Altmühl, Pegnitz, Vils, Naab plus der Alte Kanal. Fünf kleinere Flüsse – Schwarzach, den Neuen Kanal, Rednitz, Mainbach und Hembach – steuert der Mühlen- und Industrie-Radweg bei.

Diese kleineren Flüsse kann man im Rahmen einer Tagestour auf dem Mühlen- und Industrie-Radweg erkunden. Der Radweg fasst lediglich bestehende Rad- und Wanderwege unter einem neuen Aspekt zusammen. „Die Tagestour entführt in die industriegeschichtliche Vergangenheit der Region und macht die damit verbundenen Veränderungen in der Landschaft zum Erlebnis“, heißt es in der Werbung für den Radweg.

Mit dem Zug zum Start

Wer mit dem öffentlichen Nahverkehr anreist, kann am Bahnhof Rednitzhembach aussteigen. Was Seltenheitswert hat: Unter „Service“/„Rastplätze“ sind im Internet vier öffentliche Toiletten aufgelistet (Generationenpark Wendelstein, Feuerwehr Rednitzhembach, Friedhof Rednitzhembach und Mühlstraße Wendelstein).

Der neue Mühlen- und Industrie-Radweg beginnt in Röthenbach/St.W. (rechts oben) und führt durch Wendelsteiner Gebiet bis Neuses. Von dort geht es den neuen Kanal entlang bis nach Rednitzhembach. Nach der zusätzlichen Schleife führt der Weg zurück über Rednitzhembach nach Schwand.

Der neue Mühlen- und Industrie-Radweg beginnt in Röthenbach/St.W. (rechts oben) und führt durch Wendelsteiner Gebiet bis Neuses. Von dort geht es den neuen Kanal entlang bis nach Rednitzhembach. Nach der zusätzlichen Schleife führt der Weg zurück über Rednitzhembach nach Schwand. © Mühlen- und Industrie-Radweg

Ladestationen für E-Bikes sind vorhanden (und ebenfalls aufgeführt) in Wendelstein, am früheren Badhaus, sowie in Rednitzhembach am Rathaus und am Friedhof. Die Route ist auch fürs Fahrrad-Navi angelegt, sie kann mit einer passenden App (zum Beispiel „komoot“) verwendet werden, der gpx-Track ist für Radler und Wanderer eine Hilfe und steht auf der Homepage zum Download bereit.

Der Mühlen- und Industrie-Radweg ist finanziert über das Förderprogramm „Leader“. Gekostet hat er 41.000 Euro, wobei die Bauhöfe der beteiligten Gemeinden mit angepackt haben. Es handelt sich um einen Rundkurs, der Einstieg ist überall möglich, der Weg ist in beiden Richtungen ausgeschildert. Wem die über 40 Kilometer zu lang sind, der kann die Tour auch ein wenig abkürzen.

Draußen, aber vernetzt

An jeder Station klärt eine Tafel darüber auf, welches Industriedenkmal zu sehen ist. Per Audio-Guide erhält der Handy-Nutzer mit einem QR-Code zusätzliche Informationen.

Das Industriedorf Sorg (Station 4) auf einer Luftaufnahme. In dem Ort wurde früher Glas geschliffen mit Hilfe der Wasserkraft der Schwarzach. Die Fabrikgebäude säumen den Fluss.  

Das Industriedorf Sorg (Station 4) auf einer Luftaufnahme. In dem Ort wurde früher Glas geschliffen mit Hilfe der Wasserkraft der Schwarzach. Die Fabrikgebäude säumen den Fluss.   © Archiv Jörg Ruthrof

Von den 21 Stationen sind elf Mühlen. Darunter sind die weit verbreiteten Getreide- und Sägemühlen, aber auch Spezialmühlen für Papier und Kartonagen, Schleifmühlen oder ein Walzwerk für Kupferfolie. Eine Spiegelglasschleiferei und ein Messinghammer sind ebenfalls vertreten, auch eine Nadelfabrik.

Die Mühlen lieferten früher die Energie für allerlei Verrichtungen und Tätigkeiten. Später trieben sie Turbinen an. Oft sind die Mühlen längst verschwunden, lediglich die Wohnhäuser der früheren Betreiber stehen noch. Manchmal, wie in der Kuhr‘schen Kunstmühle in Rednitzhembach, wird noch heute Strom erzeugt.

Traditionelles Handwerk

Zu Ehren kommen auch die Wendelsteiner Klingen- und Messerschmiede, Drechsler und Metalldrücker. Auf diesen traditionellen Handwerken fußte der Wohlstand Wendelsteins. Der Kanalhafen, über den früher die Sandsteine aus den Steinbrüchen verschifft wurden, findet ebenfalls Erwähnung.

Der „Ort der Stille“ in Furth erinnert an die Köhlerei, also an das Herstellen von Holzkohle aus Baumstämmen. Dieses Handwerk geht zurück bis ins späte 12. Jahrhundert. Der „Ort der Stille“ ist zugleich einer der drei ausgewiesenen Rastplätze auf der Tour. Die beiden anderen sind an der Kapelle in Sorg und am Walpersdorfer Weiher. In Schwand bildet das Gasthaus „Zum Schwan“ eine Station. Hier wurde von 1809 bis 1914 Bier gebraut.

Die Braun‘sche Mühle (Station 12) auf einer Aufnahme von 1913. Die Stämme, die im Bild-Vordergrund liegen, sollen in der Mühle gesägt werden.  

Die Braun‘sche Mühle (Station 12) auf einer Aufnahme von 1913. Die Stämme, die im Bild-Vordergrund liegen, sollen in der Mühle gesägt werden.   © Arbeitskreis Heimat und Geschichte

Die Kunstmühle Assenbaum in Neuses ist die einzige Mühle auf der Tour, in der heute noch Getreide gemahlen wird. Sie existierte bereits um 1400, um 1600 arbeitete sie als Getreidemühle für die ansässigen Bauern und Bäcker im Schwarzachtal und für das Schwabacher Spital. Das alte Mühlengebäude wurde im 20. Jahrhundert durch einen mehrgeschossigen Bau ersetzt. Heute produziert ein eigenes Wasserkraftwerk Strom, der zur Elektrizitäts- und Wärmeversorgung genutzt wird. Eine weitere Mühle, der Königshammer (Gemeinde Wendelstein), ist ebenfalls noch heute in Betrieb. Hergestellt wird dort Kupfer-Zink-Granulat sowie Metallpulver für Bronze-Lacke.

Bayerns kürzeste Lokalbahn

Die 21. und letzte Station bildet der Alte Bahnhof in Wendelstein. Er erinnert an die Lokalbahnlinie von Wendelstein über Röthenbach nach Feucht. Sie war die kürzeste Lokalbahn Bayerns und galt über Jahrzehnte als eine der rentabelsten in der Region. Die Fahrzeit betrug 20 Minuten für nur 5,3 Kilometer. Die Bundesbahn stellte 1955 auf dieser Strecke den Personenverkehr ein, 1962 auch den Güterverkehr.


Mehr unter www.muehlen-industrie.de oder per E-Mail an info@muehlen-industrie.de. Das Flugblatt mit Karte ist in den Rathäusern in Wendelstein, Schwanstetten und Rednitzhembach sowie im Landratsamt Roth kostenfrei erhältlich.


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