Lesertelefon zu Augenerkrankungen

Bei "Rußregen" und Schatten sofort zum Arzt

23.11.2021, 15:07 Uhr
Eine augenärztliche Routine-Untersuchung spätestens ab dem 50. Lebensjahr kann gefährliche Erkrankungen frühzeitig aufzuhalten helfen.

© imago images/Matthias Stolt Eine augenärztliche Routine-Untersuchung spätestens ab dem 50. Lebensjahr kann gefährliche Erkrankungen frühzeitig aufzuhalten helfen.

Am Gesundheits-Lesertelefon waren die vier Experten der Maximilians-Augenklinik Nürnberg nonstop gefragt. Ob gesund oder vorbelastet: Jedem Menschen sei ab der Lebensmitte, spätestens ab dem 50. Geburtstag, ein jährlicher Check beim Augenarzt empfohlen, sagt Dr. Thomas Zschockelt, Chefarzt an dem Fachkrankenhaus in Erlenstegen. So könne ein Glaukom, ein Grüner Star, früh genug erkannt werden, um größere Schäden zu verhindern.

Glaukom-Erkrankungen, die aus verschiedenen Ursachen entstehen, lassen sich zwar nicht heilen, aber aufhalten. Meist erfolgt das durch Augentropfen. "Nur wenn die Tropfen nicht wirken oder nicht vertragen werden, ist eine Operation sinnvoll." Allerdings darf man mit einer Operation nicht so lange abwarten, bis der Sehnerv zu stark angegriffen ist – dann kann auch die OP nichts retten.

Spritzentherapie: Gute Aufklärung wichtig

Bei der feuchten altersabhängigen Makuladegeneration (AMD) oder bei Makula-Ödemen hat die sogenannte Spritze ins Auge enorme Erfolge gebracht. Patienten sollten aber wissen, dass es zu Beginn eine mindestens zweijährige Behandlungsserie mit zwölf Injektionen braucht, sagt PD Dr. Amelie Pielen, ärztliche Leiterin an der Maximilians-Augenklinik.

Oft unterschätzt werde der gute Effekt eines Präparatwechsels. Verbessere sich die Gewebeschwellung über Monate nur wenig, so lohne sich der Versuch, auf ein anderes Medikament umzusteigen.

Grauer Star und "Makula": Operieren oder nicht?

Verunsichert fühlen sich manche AMD-Patienten, die zusätzlich am Grauen Star leiden. Kann man sich trotzdem an der Linse operieren lassen? Pielen und Belegarzt Dr. Wolfram Wehner bejahen das ausdrücklich. "Die Katarakt-Operation beeinflusst nicht den Verlauf der Makuladegeneration." Die Kunstlinse ermöglicht unabhängig davon ein etwas schärferes, helleres und farbenreicheres Sehen.

Bei der trockenen Form der AMD verläuft die Suche nach Therapien immer noch zäh. Der langsame Verlauf dieser Erkrankung erschwert die Erforschung von Behandlungswirkungen. Feststellen lasse sich bisher leider nur, dass Nahrungsergänzungsmittel wie bestimmte Vitaminpräparate keinen nachweisbaren Effekt zeigen, so Chefarzt Dr. Bernd Junker. Rauchen ist für Makula-Erkrankungen ein Risikofaktor.

Bei plötzlichen Sehfehlern schnell zum Arzt

Anders als diese chronischen Krankheiten ist eine Netzhautablösung ein Notfall, der nur durch eine rasche Operation behoben werden kann. Aber an welchen Sehstörungen merkt man das überhaupt? "Wenn man mal einen Lichtblitz sieht, kann man abwarten", rät Junker. "Wenn die Blitze aber mehrfach auftreten, wenn man Rußregen sieht, also viele schwarze, herabfallende Punkte, oder wenn sich von außen ein Schatten ins Gesichtsfeld schiebt, sollte man am gleichen oder spätestens nächsten Tag einen Augenarzt aufsuchen."