Besuch in Palästen und in den Elendsvierteln

16.3.2012, 17:48 Uhr
Besuch in Palästen und in den Elendsvierteln

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Der entwicklungspolitische Sprecher der CSU-Landtagsfraktion, der in Nürnberg zu Hause ist, war mit dem Ausschuss für Bundes- und Europaangelegenheiten sieben Tage lang in Indien unterwegs. Begleitet wurde die bayerische Delegation von Vertretern der Nichtregierungsorganisationen (NGO) Misereor, Brot für die Welt und Indienhilfe Herrsching.

Nach den Gesprächen mit den Reichen und Mächtigen klinkte sich Imhof immer wieder bei den NGOs ein, um mit den Armen und Unterprivilegierten in Kontakt zu kommen. Die Anlaufstelle von Misereor in Delhi bedeute für Frauen und Kinder mehr als nur ein Dach über dem Kopf und eine warme Mahlzeit. „Sie ist Schutz vor Vertreibung, Bedrohung und Übergriffen aller Art. Und sie bemüht sich, Arbeit zu vermitteln, was enorm wichtig ist für das Selbstbewusstsein,“ sagt Imhof.

Wie es zugeht auf den Straßen der Großstädte, welchem unvorstellbaren Grauen die dort lebenden Mädchen und Jungen ausgesetzt sind, stellten Straßenkinder in Bangalore tanzend und singend mit einem dramatischen Musical unter freiem Himmel dar.

In einem der 80 Slums der Stadt traf sich Imhof mit Ruth Manorama, eine Dalit, die der Kaste der Unberührbaren angehört. Die Trägerin des alternativen Nobelpreises setzt sich für die Rechte der Slumbewohner ein und drückt in zähen Verhandlungen mit der Obrigkeit durch, dass die Abwasser- und die Stromversorgung in den Elendquartieren verbessert wird. Und sie will erreichen, dass die Zuteilung von Wohnraum für die Armen zügiger vorangeht.

Ihr von „Brot für die Welt“ unterstütztes Engagement trage bereits sichtbar Früchte, stellte Imhof fest. Die Armen hätten Selbstbewusstsein gewonnen und schöpften Mut und Hoffnung. „Die Begegnung mit diesen gastfreundlichen und frohen Menschen wird mir wohl stets in Erinnerung bleiben.“

Schon vor 32 Jahren hat Hermann Imhoff seine Liebe zu Indien entdeckt. 1980 warb er in Kerala, dem südlichsten Bundesland, im Auftrag der Caritas rund 5000 Ordensfrauen für ganz Deutschland an, darunter Lehrerinnen, Kranken- und Altenpflegerinnen. In Nürnberg sind heute noch zirka 50 Ordensschwestern aus Indien im Einsatz.

Damals wie heute fließen die Einnahmen zurück in den Orden und werden für den Ausbau des Bildungswesens verwendet. „Wir sind nicht nur Geber, wir sind auch Nehmer“, sagt Imhof angesichts der Gastfreundschaft, die ihm überall in dem Land zuteil wird – ein Land, in dem etwa 300 Millionen Menschen in tiefster Armut leben und das Kastensystem die sozialen Gegensätze zusätzlich verstärkt.

Damit soziale Projekte gelingen, braucht es Partnerschaft auf gleicher Augenhöhe. „Patentrezepte gibt es nicht, stattdessen heißt es, Zusehen, zuhören und Respekt haben vor der Perspektive des anderen“, findet Imhof. Die schönsten Geschenke, die er in Indien bekommen hat: ein strahlend schöner Sonnenaufgang und die „wunderbare“ Entwicklung seines dortigen Patenkindes. „Aus Bildung wächst Würde.“

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