Bierbrau-Kurs: Selbst gemachter Tropfen aus edlem Hopfen

23.5.2019, 14:16 Uhr
Frisches, selbst geschrotetes Malz und weitere hochwertige Zutaten sind das A und O für gutes Bier.

Frisches, selbst geschrotetes Malz und weitere hochwertige Zutaten sind das A und O für gutes Bier.

Rückblick: Holzfässer, große Kessel und Kupferbottiche. Mit diesem Bild vor unseren — zugegebenermaßen etwas leuchtenden — Augen waren mein Kollege und ich Wochen zuvor angetreten, um unsere individuelle Bierbilanz zumindest symbolisch aufzuhübschen. Wer selbiges nämlich ein Leben lang nur in sich hineinschüttet, so unsere Logik, muss der Welt auch irgendwann mal etwas von dem edlen Gebräu zurückgeben. Bierkarma für Anfänger.

Dass diese Rechnung nicht aufgeht, wurde uns schon kurz nach Betreten des "Koch.Kunst.Raums" in der Krugstraße klar. Denn das Ambiente in der schick renovierten ehemaligen Produktions- oder Lagerhalle glich eher einer Kursküche, in der sonst hippe Paare Gemüse schnippeln und Tofu einlegen, um daraus angesagte vegane Gerichte zu kreieren. Vom rustikalen Braukeller, in dem gestandene Mannsbilder mit Bierbäuchen im Schweiße ihres Angesichts Bier brauen, keine Spur.

Schaum und Farbe des Endprodukts halten dem kritischen Blick des Redakteurs durchaus stand.

Schaum und Farbe des Endprodukts halten dem kritischen Blick des Redakteurs durchaus stand.

Selbst an die großen Stahltöpfe und Kunststoffeimer, die mehr an ein Labor denn an eine Brauerei erinnerten, durften wir nicht sofort ran. Denn zunächst hieß es: "Prost, Mahlzeit!" Bei einem zünftigen Weißwurstfrühstück, bei dem sich alle kennenlernten, geriet unser Tagesziel, einmal im Leben mehr Bier zu produzieren als wir konsumieren, schon ordentlich ins Wanken. Bevor wir auch nur einen Tropfen gebraut hatten, kamen wir bereits einen halben Liter ins Hintertreffen.

Bier-Enthusiast Fritz Großkopf ist beim Brauen ganz in seinem Element.

Bier-Enthusiast Fritz Großkopf ist beim Brauen ganz in seinem Element. © Foto: Timo Schickler

Die anderen Teilnehmer dürften das nicht ganz so tragisch gesehen haben wie mein Kollege und ich. Schließlich hatten sie nicht nur eine schnöde Einweisung, sondern einen ganztägigen Event gebucht, bei dem nicht allein das Brauen im Mittelpunkt stand, sondern das Gebräu. Und zwar mit allen seinen Facetten — von den ersten historischen Anfängen in der Antike bis zu aktuellen Biertrends aus aller Welt und dem Neuesten in Sachen Craft-Beer.

Vielseitiger als Wein

Themen, bei denen Fritz Großkopf nicht einfach nur sein Kursprogramm abspult, sondern leuchtende Augen bekommt, obwohl er seit knapp zwei Jahren fast jeden Monat ähnliche Veranstaltungen leitet. Denn Großkopf ist nicht etwa ein Brauer oder Sommelier, der sich
mit dem Thema von Berufs wegen beschäftigt hat, sondern ein Bier-Enthusiast. "Das Schöne am Bier ist für mich, dass es so vielseitig ist", schwärmt der 37-Jährige. "Ob süß, sauer, leicht, fruchtig: Es ist sogar viel vielseitiger als Wein."

Auch wenn diese Palette eher nach Senfeimern an der Pommesbude aussieht: Im Inneren der weißen Behälter steckt die Arbeit von einem langen, aber alles andere als langweiligen Brau-Tag.

Auch wenn diese Palette eher nach Senfeimern an der Pommesbude aussieht: Im Inneren der weißen Behälter steckt die Arbeit von einem langen, aber alles andere als langweiligen Brau-Tag. © Foto: Timo Schickler

Auf den Geschmack gekommen ist der gelernte Koch schon mit 15 Jahren, als ihm jemand ein belgisches Bier ausgab: "Da habe ich zum ersten Mal gemerkt, dass es mehr gibt als nur Pils, Lager, Export und Weizen." Das zweite Aha-Erlebnis folgte dann vor zehn Jahren, als er nach Nürnberg zog. "Als ich erstmals in Franken in einem Getränkemarkt stand und die Auswahl sah, dachte ich mir nur: ,Wow!‘. Es hat zwei Jahre gedauert, mich durchzuprobieren."

Im Kurs beeindruckte er natürlich nicht nur mit seiner Leidenschaft für und dem Wissen über sein Lieblingsgetränk, sondern auch mit der Braukunst, die sich der Autodidakt selbst beigebracht hat. Vom Schroten und Einmaischen des Malzes bis zum Abfüllen des noch nicht gereiften Jungbiers, von dem am Ende des Tages jeder zweieinhalb Liter im Gäreimer mit nach Hause nehmen durfte, führte Großkopf Schritt für Schritt durch den Herstellungsprozess.

Das Maischen ist einer der wenigen Arbeitsschritte, die einen langen Atem und einen kräftigen Arm erfordern.

Das Maischen ist einer der wenigen Arbeitsschritte, die einen langen Atem und einen kräftigen Arm erfordern. © Foto: Timo Schickler

Klingt anstregend, war es aber zum Glück nicht: Zwischen Mühle kurbeln, Maische umrühren und vielen weiteren Handgriffen, die anfielen, blieb viel Zeit. Die nutzte Großkopf nicht nur, um sein immenses Bierwissen an den Mann beziehungsweise die einzige Frau unter den Kursteilnehmern zu bringen, sondern auch für Verkostungen, bei denen er eine leckere und ausgefallene Biersorte nach der anderen auftischte.

Und unser Ziel, mehr Bier herzustellen als zu trinken? Das konnten mein Kollege und ich dank eiserner Disziplin einhalten, indem wir nach mehreren solcher Runden aufhörten. Zwar nicht mit dem Trinken
weiterer Biere, aber dafür mit dem Zählen derselbigen. Prost!

Wer sich als Bierbrauer probieren will, findet auf Internetseiten wie www.hopfenhelden.de, www.brauanleitung.com oder www.brauen.de Infos, Anleitungen, Rezepte und Material. Wer überzeugt ist, dass noch kein Braumeister vom Himmel gefallen ist, kann unter www.cookionista.com/ events/bierbraukurs-bier-selber-brauen/ einen Kurs buchen. Die Preise starten bei 149 Euro pro Person und enthalten Mittagessen und Getränke, die Verkostung verschiedener Biere und ein Starterset für die Gärung zu Hause.

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