Bildung und Kultur für die Integration

30.3.2015, 20:52 Uhr

Margarita Afanasjew weiß, was junge Menschen brauchen: „Man sollte mit Jugendlichen sprechen und an sie glauben.“ In der Gruppe „Indigo“, die die Musikerin 2007 gegründet hat, können Kinder und junge Erwachsene singen, musizieren, kreativ sein – und persönlich reifen. „Wir haben bereits die dritte Generation Jugendlicher in der Gruppe“, sagt die Russlanddeutsche. Die Indigo-Mitglieder der ersten Stunde gingen inzwischen sehr erfolgreich ihren Weg in Deutschland.

Das gilt auch für Nürnberg, betont Dorothea Walter: „Im Sport, an den Universitäten, überall sind so viele erfolgreiche Russlanddeutsche anzutreffen.“ Sie hat den Verein Artec- Proiectum gegründet, der im Haus der Heimat in der Imbuschstraße vor allem Kindern und Jugendlichen Bildungs- und Kreativkurse bietet. „Für ihre Integration brauchen uns viele nicht, aber sie brauchen unsere Bildungs- und Kulturangebote.“

Dass es für die Landsmannschaft noch viel zu tun gibt, davon ist Regina Wolf überzeugt. Als Leiterin des Projektes „Potenzial der jungen Migranten nutzen“ hat sie viel mit jungen Russlanddeutschen zu tun: „Ich sehe jeden Tag, mit welchen Schwierigkeiten sie zu kämpfen haben.“ Etwa dann, wenn sich die jungen Menschen zerrissen fühlen und nicht wissen, wo sie hingehören. „Wir sollen den Jugendlichen helfen, ihr Leben in Einklang zu bringen.“

Interesse an der eigenen Geschichte wächst

Dabei steht die Landsmannschaft vor den gleichen Herausforderungen wie alle anderen, die in der Jugendarbeit aktiv sind: der demografische Wandel, Zeitmangel durch den Leistungsdruck und durch die Ganztagsschulen lassen Kinder- und Jugendgruppen schrumpfen. „Wir müssen die aufsuchende Arbeit intensivieren, Jugendliche überzeugen und die Gruppenleiter mit genügend Kompetenzen ausstatten“, sagt Waldemar Eisenbraun. Der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft sieht aber auch eine Entwicklung, die ihn freut: „Die junge Generation Russlanddeutscher bekennt sich zu ihrer Herkunft und Volksgruppe und hat Interesse, sich mit deren Geschichte und Identität auseinanderzusetzen.“

Und: „Früher wollte jeder lieber etwas Eigenes gründen. Aber jetzt merken viele, wie wichtig die Vernetzung und die Zusammenarbeit sind“, erläutert Eisenbraun. In diese Richtung sollen alle Anstrengungen gehen. „Es ist uns wichtig, uns verstärkt bei den Jugendringen zu engagieren. Dabei geht es nicht darum, nur ein bisschen Geld für eigene Projekte zu bekommen. Wir wollen als Volksgruppe präsent sein und bei Entscheidungsprozessen mitwirken.“

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